Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Beijing und Shanghai wird Ende Juni ihren Betrieb aufnehmen. Für 550 Yuan (59 Euro) können Fahrgäste in fünf Stunden von einer Metropole zur anderen fahren. Eine Herausforderung für die Fluggesellschaften.
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Ein Hochgeschwindigkeitszug verlässt den Shanghaier Hongqiao-Bahnhof. |
Aus Sicherheitsgründen müssten die chinesischen Hochgeschwindigkeitszüge zwar ein bisschen bremsen, doch die Fahrzeuge auf der neuen Strecke zwischen Beijing und Shanghai sollen noch immer die Höchstgeschwindigkeit von 300 Kilometer pro Stunde erreichen. Nach Angaben des chinesischen Eisenbahnministeriums wird die Hochgeschwindigkeitslinie Ende Juni ihren Betrieb aufnehmen. Zu Beginn der Inbetriebnahme würden täglich 90 Hochgeschwindigkeitszüge in jede Richtung eingesetzt. Die schnellste Fahrt zwischen Beijing und Shanghai soll vier Stunden und 48 Minuten betragen, teilte das Ministerium mit.
Die Fahrkarte für einen einfachen Sitzplatz koste 550 Yuan (59 Euro). Der Preis für einen exklusiven Sitzplatz in einer VIP-Kabine liege bei 1750 Yuan (187 Euro). Die bisherige Hochgeschwindigkeitslinie zwischen den zwei Metropolen, deren Fahrt etwa acht Stunden beanspruche, bleibe weiter in Betrieb. Das preiswerteste Ticket für diese Strecke koste 410 Yuan (44 Euro). In der Nebensaison und wenn zahlreiche Sitze unbesetzt seien, könnten Rabatte für die Tickets gewährt werden, hieß es auf der Pressekonferenz des Eisenbahnministeriums.
Mit diesem günstigen Angebot tritt Chinas Eisenbahn mit den Fluggesellschaften in Wettbewerb. Ein Flugticket der Economyklasse auf diese Strecke kostet derzeit 1130 Yuan (121 Euro). Die Fluggäste müssen darüber hinaus 190 Yuan (20 Euro) an Zusatzkosten bezahlen. Selbst wenn das Flugticket mit einem 70 Prozent Rabatt angeboten wird, ist der Preis fast genau so hoch wie der einer Fahrkarte des Hochgeschwindigkeitszugs.
Auch in Bezug auf Pünktlichkeit ist der Zug dem Flugzeug überlegen. Nach einer Statistik vom August 2010 bis zum Mai dieses Jahres wurden 24,3 Prozent der Flüge zwischen Beijing und Shanghai wegen Unwetters verschoben oder kamen zu spät. Im Gegensatz dazu hat Unwetter kaum Einfluss auf die Zugfahrt.
Ein Flug zwischen den zwei Städten dauert rund zwei Stunden. Man muss jedoch in Betracht ziehen, dass man sich beim Einsteigen kontrollieren lassen und nach dem Aussteigen auf das Gepäck warten muss. Die Flughäfen liegen zudem weiter von den Stadtzentren entfernt als die Bahnhöfe. Insgesamt beträgt die Zeit mit dem Flugzeug fast sechs Stunden, nicht viel weniger als eine Zugfahrt.

Das Online-Buchungssystem für Fahrkarten im Test.
Die Fahrkartenbuchung für Hochgeschwindigkeitszüge soll künftig vereinfacht werden. Hu Yadong, stellvertretender Eisenbahnminister, zufolge werden die Fahrgäste die Tickets künftig online buchen können. "Wenn man den Personalausweis der zweiten Generation besitzt, muss man beim Einsteigen noch nicht einmal seine Fahrkarte vorlegen", sagte er auf der Pressekonferenz. Seit vergangenem Sonntag wird das Online-Buchungssystem der Hochgeschwindigkeitslinie zwischen Beijing und Tianjin getestet. Mehr als 8000 Tickets seien dadurch bereits verkauft worden, sagte Hu.
Der Service im Zug soll mittlerweile mit dem im Flugzeug vergleichbar sein. Die Zugbegleiterinnen für die Hochgeschwindigkeitszüge würden nach den Kriterien für Stewardessen ausgesucht. Gutes Aussehen, elegante Manieren und englische Sprachkenntnisse würden für eine erfolgreiche Bewerbung vorausgesetzt. Im Zug könne man zudem Computer spielen und mit dem Handy telefonieren. Letzteres ist an Bord jedoch tabu.
Die Fluggesellschaften wollen vor allem ihre Fahrpläne ändern, um der Herausforderung durch die Hochgeschwindigkeitszüge zu begegnen. Branchenkennern zufolge wird Eastern Airlines auf der Strecke zwischen Beijing und Shanghai mehr kleine Maschinen einsetzen, um die Kosten weiter zu senken.
Herr Chen, ein 35-jähriger Geschäftsmann aus Shanghai, sagte in einem Interview, dass er trotz der Vorteile der Hochgeschwindigkeitszüge fliegen würde. "Mit dem Flug MU5137 komme ich normalerweise um 9.00 Uhr morgens in Beijing an. Das ermöglicht es, mit meinen Geschäftspartnern am Vormittag zu verhandeln. Das ist mir wichtiger als die Kostenersparnis." Seine Frau zieht hingegen eine Zugfahrt vor, die sie als "sicher" betrachtet. Als Hausfrau reist sie seltener als ihr Ehemann. Bei einer Reise würde sie Flugverspätungen lieber umgehen wollen, sagte sie.
http://german.china.org.cn/fokus/2011-06/14/content_22783449_2.htm