Selten wird der deutschen Lyrik solch eine geballte Aufmerksamkeit zuteil. 20 chinesische Studierende der deutschen Sprache beschäftigten sich auf Einladung des Chinesisch-Deutschen Campus, der Abteilung Kultur und Bildung des Deutschen Generalkonsulats Shanghai und der Deutschen Fakultät der Tongji-Universität am 23. Oktober über vier Stunden mit Gedichten von Matthias Politycki und Sebastian Unger und bemühten sich, diese in die chinesische Sprache zu übertragen.
Der deutsche Autor Matthias Politycki, der sich als Gast der Shanghai Writers Association mehrere Wochen in Shanghai aufhielt, freute sich über die Gelegenheit, im Dialog mit den Studierenden seine Gedichte ins Chinesische übertragen lassen zu können und den Studierenden bot sich die seltene Gelegenheit, Übersetzungsprobleme direkt mit dem Autor eines Textes zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die beiden Moderatoren, der Lyriker Sebastian Unger (DAAD-Lektor an der Deutschfakultät der Tongji-Uni) und Matthias Politycki, hatten bei der Auswahl der Gedichte das Sprachniveau der TeilnehmerInnen bedacht und so gelang es allen, einen Zugang zu der präsentierten Lyrik zu bekommen. Interessant wurde es, als die im Laufe des Nachmittags entstandenen chinesischen Übertragungen mit bereits früher angefertigten Übersetzungen verglichen wurden. Es zeigte sich wieder mal, das Übersetzen keine lineare Übertragung von einer Sprache in eine andere Sprache ist, sondern, dass es auch bedeutet, den sinntragenden Teil des Wortes zu erfassen. Der Workshop war für alle TeilnehmerInnen eine anregende Veranstaltung, was auch der engagierten Unterstützung der Dolmetscherin SUN Yu zu verdanken ist, die erfolgreich half, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren in Fluss zu halten.