• English
  • Chinese

de@Tongji

您的位置: Startseite > Aktuelles > deTongji > 正文

China will an seinem größten Süßwassersee doch kein Wasserkraftwerk bauen

Datum:11-02-2012

China hat den Plan aufgegeben, am Poyang-See ein Wasserkraftwerk zu bauen. Das Ansinnen war von Akademikern wegen seiner möglichen Auswirkungen auf die ohnehin fragile Ökologie kritisiert worden. Nun wird nach neuen Möglichkeiten gesucht, um zu verhindern, dass der Wasserstand des Sees weiter sinkt.
 
 
Beamte der ostchinesischen Provinz Jiangxi bezeichneten den Poyang-See als eine wichtige Quelle für die Wasserversorgung von rund einer Million Menschen und als natürlichen Lebensraum für zahlreiche Zugvögel und Wasserlebewesen. Deswegen braucht es eine Einrichtung, mit der sich der Wasserstand des größten Süßwassersees von China kontrollieren lässt. In den vergangenen Jahren haben rückläufige Niederschlagsmengen, der grassierende Sandabbau und die Konstruktion von etwa 29 Dämmen am Oberlauf des Jangtse dazu geführt, dass der Wasserstand im Poyang-See rasch sinkt. Hatte das Gewässer einst eine Oberfläche von 4000 Quadratkilometern, so lag diese Kennziffer im Januar dieses Jahres bei nur noch 200 Quadratkilometern. Der Wasserpegel sank in der gleiche Zeit auf den tiefsten Stand seit sechs Jahrzehnten: 7,98 Meter.
 
"Wir wollen nun nur Schleusen an der Mündung des Sees, wo das Wasser in den Jangtse fließt, bauen", sagte Zhu Laiyou, Leiter des für die Wasserkontrolle zuständigen Amts. "Die Tore werden helfen, die Wasserstände während der trockenen Jahreszeit stabil zu halten." Das Projekt würde überdies die Ökologie der Feuchtgebiete verbessern, die Erträge aus der Fischerei erhöhen und zur Entwicklung des Tourismus beitragen – all diese Bereiche waren in den letzten Jahren durch den kontinuierlichen Rückgang der Wasserstände während der Trockenperiode bedroht.
 
Der ursprüngliche Plan, zur Regelung der Wasserpegel einen Damm zu bauen, war aufgegeben worden, nachdem sich 15 Akademiker vor dem Staatsrat gegen diesen Plan aussprachen. "Der Damm und das Wasserkraftwerk würden der Ökologie und der Tierwelt des Sees verheerende Schäden beifügten", sagte der Biologe Cao Wenxuan von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Er war einer der führenden Unterzeichner des oppositionellen Vorstoßes. Cao drückte jedoch auch am neuesten Plan der Regierung Zweifel aus. Die Schleusen würden seiner Ansicht nach die Mündung des Sees um rund ein Drittel verengen und dazu führen, dass das Wasser schneller fließt. Das könnte die Aktivitäten von Fischen beeinträchtigen.
 
Dai Nianhua, ein Wissenschaftler von der Akademie der Wissenschaften der Provinz Jiangxi und Unterstützer des Projekts, sagte, dass nicht die Frage sei, ob es ein Projekt zur Wasserkontrolle braucht, sondern nur, was man bauen soll und wie die Kontrolle funktionieren kann. "Die Leute reden über mögliche ökologische Auswirkungen eines solchen Projekts auf die Tierwelt. Aber das Problem ist: Wenn wir den See weiter schrumpfen lassen, verlieren die Fische und Vögel ihren Lebensraum auf alle Fälle."
 
Der Poyang-See ist ein wichtiges Ziel von Zugvögeln in der Region und zieht über 500.000 Vögel und 52 Vogelarten an. Darunter sind auch der gefährdete Kapuzenkranich und der Weißkragenkranich. Der See beheimatet auch den fast ausgestorbenen Jangtse-Delfin und viele andere bedrohte Fischarten. Umweltschützer schätzen, dass die Fischressourcen im Poyang-See in den vergangenen drei Jahrzehnten um etwa 70 Prozent zurückgegangen waren.
 
Liu Guibao, ein 46-jähriger Fischer von der Ortschaft Duchang, sagte, dass sein Einkommen im vergangenen Jahr um mehr als drei Viertel gesunken sei, da er nicht wie gewöhnlich während sechs Monaten, sondern nur während zwei Monaten fischen konnte. Hunderte Fischerboote liegen seit September am ausgetrockneten See in der Nähe von Lius Dorf. Ironischerweise musste Liu das erste Mal in seiner drei Jahrzehnte langen Karriere als Fischer den Fisch für das chinesische Neujahrsfest auf dem Markt kaufen.
 
Quelle: http://de.showchina.org/aktuelles/201202/t1095835.htm