Am 19. September wurde der Entwurf eines Psychisch-Kranken-Gesetzes, der im Juni zur allgemeinen Begutachtung veröffentlicht worden war, auf einer Routinearbeitskonferenz des Staatsrats nach eingehender Diskussion befürwortet.
Am Pychisch-Kranken-Gesetz wurde bereits seit 1985 gearbeitet. Erst nach 26 Jahre andauernden Rückschlägen ist der Entwurf nun veröffentlicht worden. Obwohl das Gesetz noch vom Volkskongress überprüft werden muss, ist schon jetzt deutlich, dass es eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der psychiatrischen Versorgung der Bevölkerung spielen wird.
Der Weltgesundheitsorganisation zufolge seien psychische Erkrankungen im 21. Jahrhundert die am weitesten verbreiteten Krankheiten und zweifellos zu einer großen Bedrohung der menschlichen Gesundheit geworden.
Da China sich in einem starken Wandlungsprozess befindet – die Wirtschaft entwickelt sich rasant und die Gesellschaft verändert sich grundlegend – sind heute zahlreiche Menschen großem psychischen Druck ausgesetzt.
Statistiken des Chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention zufolge leiden gegenwärtig mehr als 100 Millionen Menschen in China an psychischen Erkrankungen. 1,6 Millionen von ihnen seien schwer krank. Das heißt, unter dreizehn Chinesen gibt es mindestens einen, der an psychischen Störungen leidet.
Trotz der hohen Prävalenzrate psychischer Krankheiten ist Chinas System für die Behandlung von psychischen Erkrankungen nur schwach ausgeprägt. Gut ausgestattete psychiatrische Einrichtungen und professionelles medizinisches Personal sind knapp. Momentan gibt es in China nur 19 000 zertifizierte Psychiater, die ausschließlich in großen Städten anzutreffen seien. In mittleren und kleinen Städten sowie auf dem Land ist es für Patienten mit einschlägigen Erkrankungen und Störungen praktisch unmöglich, eine frühe Diagnose, fachliche Behandlung und richtige Kenntnisse zum Umgang mit ihrer Krankheit zu bekommen.
Mangelnde Aufklärung der Öffentlichkeit und unzureichende staatliche Investitionen haben dazu geführt, dass Behandlung und Vorbeugung psychischer Erkrankungen immer schwieriger zu leisten sind.
Noch schwerer wiegt, dass die Gesetze zum Schutz der Rechte geistig Behinderter und psychisch Kranker unvollkommen sind, weshalb Rechte und Interessen dieser Personen in China stark beeinträchtigt sind. Viele geistig Behinderte und psychisch Kranke werden in der medizinischen Versorgung, bei der Jobsuche und im Alltagsleben diskriminiert. Nur vier Provinzen und regierungsunmittelbare Städte haben entsprechende Vorschriften zum Schutz der Rechte geistig Behinderter und psychisch Kranker erlassen.
Aufgrund der genannten Unzulänglichkeiten sind viele psychisch Kranke noch nie medizinisch behandelt worden. Auch gibt es zahlreiche Fälle von Misshandlungen von Menschen in psychiatrischen Krankenhäusern und Internierungen Gesunder in psychiatrischen Einrichtungen.
Im Entwurf des Psychisch-Kranken-Gesetzes werden Standards für die Prävention, Diagnose und institutionelle Behandlung von psychischen Störungen klar geregelt. Es konzentriert sich auf den Schutz der Rechte, Interessen und Würde der geistig Behinderten und psychisch Kranken, sowie die Vorbeugung psychischer Störungen und die rechtzeitige psychiatrische Therapie der Erkrankten.
Wer einen gesunden Menschen in psychiatrische Einrichtungen überstellt, soll nach dem Gesetzesentwurf künftig streng bestraft werden.
Quelle:http://german.beijingreview.com.cn/german2010/mt/2011-10/10/content_399295.htm