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Chinas Regierung forciert den Schutz des kulturellen Erbes

Datum:14-08-2011

Den unzähligen Touristen aus dem In- und Ausland war es sicher schon lange klar. Jahr für Jahr pilgern sie in die ostchinesische Stadt Hangzhou, um die einzigartige Kulturlandschaft des Westsees zu bewundern. Seit dem 24. Juni führt die UNESCO den Westsee nun offiziell auf ihrer Liste des Welterbes.
 
Zum Weltkulturerbe gehören nach den Kriterien der UNESCO kulturelle Ressourcen von universellem Wert, die eine tiefe und wichtige Bedeutung für die Menschheit besitzen; die Liste gleicht einer weltweiten Schatzkammer. 1985 trat China der UNESCO-Konvention zum Schutz des Weltkultur- und Naturerbes bei. Mit der Aufnahme des Westsees ist die Zahl der chinesischen Stätten in der Welterbeliste auf 41 gestiegen. China nimmt damit nach Italien und Spanien weltweit Platz drei ein.
 
29 der gelisteten Stätten zählen zum Weltkulturerbe, darunter etwa die Fundstätte des Peking-Menschen (Sinantropus pekinensis) in Zhoukoudian und der Kaiserpalast in Beijing. Hinzu kommen acht Stätten natürlichen Erbes, wozu auch das malerische Neun-Dörfer-Tal (Jiuzhaigou) in Sichuan zählt, sowie vier Schauplätze des so genannten gemischten Erbes, das sowohl Kriterien des Kultur- als auch des Naturerbes erfüllt. Hierzu ist etwa das Huangshan-Gebirge zu zählen.
 
Die Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste weckt nicht nur das allgemeine Interesse der Menschen an chinesischer Geschichte und Kultur, sondern kurbelt auch den Tourismus kräftig an. Chinas Welterbe wird zu einer Art virtuellen Visitenkarten für das Image des Landes in der Welt.
 
Neben dem Kultur- und Naturerbe schenkt die UNSECO auch dem Schutz immaterieller Kulturgüter immer größere Aufmerksamkeit. Immaterielles kulturelles Erbe erscheint zerbrechlich und nur schwer fassbar; umso mehr bedarf es gezielter Schutzmaßnahmen. China als einheitlicher Vielvölkerstaat vereint eine Vielzahl unterschiedlicher ethnischer Gruppen. Die Sitten und Gebräuche sowie Kunstfertigkeiten aller chinesischer Nationalitäten sind Teil des immateriellen Kulturerbes des Landes; sie spiegeln den einmaligen Charakter und die Ästhetik der ganzen Nation. Um diesen kulturellen Schatz nachhaltig zu schützen, setzte die chinesische Regierung am 1. Juni 2011 das „Gesetz der Volksrepublik China über den Schutz des immateriellen Kulturerbes“ in Kraft.
Mit seiner über 5000-jährigen Geschichte ist China eine der vier ältesten Zivilisationen der Welt und beherbergt viele kulturelle Seltenheiten. Angesichts der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung gewinnen Erforschung und Schutz traditioneller Kulturgüter zunehmend an Dringlichkeit. Auch künftige Generationen sollen von einem gut erhaltenen Kulturerbe profitieren und China auch weiterhin einen gebührenden Platz unter den Kulturen der Welt einnehmen. Das Land hat deshalb viel Geld in die Restauration und den Schutz traditioneller Kulturgüter sowie deren Träger investiert und viele technische Hürden gemeistert. Dabei setzt die chinesische Regierung vor allem auf eine enge Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft. Gesetzgebung und Schutzmechanismen wurden in den letzten Jahren immer weiter verfeinert. Die wirtschaftliche Entwicklung und der Schutz von Kulturgütern sollen langfristig Hand in Hand gehen, so das Ziel.
 
Förderung des Denkmalschutzes
Oft sind große Anstrengungen nötig, um alte Kulturstätten nachhaltig zu bewahren, wie etwa das Beispiel des berühmten Shaolin-Tempels in der Provinz Henan zeigt. Die Provinzregierung habe alle kommerziellen Stände in der Umgebung des Tempels entfernt, um die ursprüngliche Atmosphäre der alten Tempelanlage wieder herzustellen, wie ein Mitarbeiter des Staatlichen Amts für Denkmalschutz erklärt. Erst im Anschluss daran habe man sich um einen Weltkulturerbe-Status für die alten Baukomplexe im Songshan-Gebirge, zu denen auch der Shaolin-Tempel gehört, beworben.
 
Auch die Provinz Shanxi setzte auf ähnlich tief greifende Maßnahmen bei der Bewerbung um die Aufnahme des Wutai-Berges auf die UNESCO-Liste für gemischtes Erbe. 21 Unternehmen sowie eine Vielzahl von Restaurants und Geschäften und sogar drei komplette Dörfer auf einem Areal von rund 100 000 Quadratmetern wurden verlegt.
Der alte Kaiserkanal zwischen Beijing und Hangzhou, die älteste und längste von Menschenhand geschaffene, zusammenhängende Wasserstraße der Welt, ist seit seiner Erbauung unentwegt in Betrieb. Von Beijing als nördlichem Ausgangspunkt durchläuft der Kanal auf dem Weg zu seinem südlichen Ende in Hangzhou bevölkerungsreiche Regionen. Nicht umsonst trägt die Wasserstraße auch den Beinamen „Korridor der antiken Zivilisation“: Entlang des Kanals sind zahlreiche historische Relikte zu finden – ein unsagbarer Schatz für die Erforschung antiker Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt verliert der Kanal jedoch allmählich seine Funktion, spielt längst nicht mehr die Rolle, die er in früheren Zeiten innehatte.
 
Um die antike Wasserstraße vor dem Verfall zu schützen, haben 58 Mitglieder des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) im Jahr 2006 gemeinsam einen Appell zur Rettung des Kaiserkanals an die chinesische Regierung gerichtet und auf eine rechtzeitige Bewerbung um einen Weltkulturerbe-Status gedrängt. In den folgenden Jahren haben 18 Städte entlang des Kanals den Erhalt der Wasserstraße aktiv vorangetrieben: Kanalabschnitte wurden ausgebaggert, die Wasserverschmutzung bekämpft und umfangreiche Untersuchungen zum Zustand der kulturellen Relikte vorgenommen.
 
„Der Schutz des kulturellen Erbes wird in China als eine fortschrittliche Idee betrachtet und stößt auf breite Akzeptanz“, sagt Tong Mingkang, stellvertretender Direktor des Staatlichen Amts für Denkmalschutz. Die Bewerbung um einen Weltkulturerbe-Status des Kanals hat auch dem Denkmalschutz der lokalen Regierungen insgesamt Auftrieb verschafft und das Bewusstsein der Bevölkerung für die Erhaltung des kulturellen Erbes geschärft. Auch Umweltschutz, Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung wurden durch die Schutzanstrengungen vorangetrieben.
 
Schub für die technologische Entwicklung
Weltkulturerbestätten lassen sich in die Kategorien alte Architektur, Gräber, Ruinen, Höhlen und Tempel, Städte und Dörfer sowie Kulturlandschaften einteilen. Die Kulturstätten und ihre Umgebung sind nicht nur durch natürlichen Verfall, sondern auch zunehmend durch den Eingriff des Menschen bedroht – vor allem vor dem Hintergrund fortschreitender Industrialisierung.
 
Die chinesische Regierung verstärkt deshalb seit einigen Jahren ihre Schutzmaßnahmen. Einige Großprojekte konnten bereits erfolgreich verwirklicht werden, darunter die Restaurierungen des Potala-Palastes, der Sommerresidenz Norbulingka in Lhasa sowie des Kaiserpalastes in Beijing und Voruntersuchungen zum Schutz der Yungang-Grotten in Shanxi. Außerdem wurde ein Abschnitt der Großen Mauer beim Shanhaiguan-Pass in Hebei sowie die alte Stadtmauer von Pingyao in Shanxi neu instand gesetzt. Der „Bodhisattva mit tausend Händen“ im Kreis Dazu in Chongqing, ein wichtiger Bestandteil des religiösen Erbes des Landes, wurde unter besonderen Schutz gestellt. Auch wurden
Schutzmaßnahmen für die antiken Wandmalereien in den Dunhuang-Grotten in der Provinz Gansu getroffen und die Wüstenbildung in der Umgebung eingedämmt. Bei der Durchführung aller Projekte kamen fortschrittliche Technologien zum Einsatz.
 
Zu den vier chinesischen Stätten gemischten Erbes zählt unter anderem die über 70 Meter hohe Buddhastatue Leshan. Obwohl die 1200-jährige Steinstatue seit dem frühen 20. Jahrhundert bereits mehrfach restauriert wurde, zeigt sie deutliche Spuren von Verwitterung. Experten versuchen dem Verfall mit neustem Know-how zu begegnen: Eingehende Studien wurden durchgeführt und Technologien zum Schutz vor Verwitterung sowie ein Informationssystem zur Erschließung und Bewirtschaftung der touristischen Ressourcen entwickelt. Mit den Forschungsergebnissen will man den Ursachen für die physikalische, chemische und biologische Verwitterung der Skulptur auf die Spur kommen und die Voraussetzungen für einen wirksamen Schutz der eindrucksvollen Buddhastatue schaffen. Gleichzeitig erhofft man sich einen beträchtlichen Know-how-Gewinn.
 
Ein weiteres innovatives Konzept, das für den Schutz und die Verwaltung des Kulturerbes ausgearbeitet wurde, ist das Internet der Dinge (Internet of things), das es ermöglicht, eine Reihe von Objekten über das Internet miteinander zu verknüpfen und die zugehörigen Informationen online zu verwalten. Während der Shanghaier Expo im Jahre 2010 waren im China-Pavillon Streitwagen und Pferde aus Bronze aus dem Terrakotta-Armee-Museum in Xi’an zu sehen. Dank der neuen Technologie konnten Mitarbeiter des Museums, die tausende von Meilen von der Ausstellungshalle entfernt saßen, Echtzeitinformationen über die Umweltfaktoren der Exponate abrufen – zum Beispiel Daten über die Umgebungstemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Besucherströme. So war es möglich, jederzeit flexibel Anpassungen vorzunehmen.
 
Auch beim Schutz einiger großer Kulturstätten wie der Großen Mauer und des Kaiserkanals gibt es noch ungelöste Probleme. Die Zeit hinterlässt auch hier ihre Spuren. Vor allem die Größe der Gebiete, über die sich die Monumente erstrecken, stellt die Restauratoren vor enorme Herausforderungen. Seit April 2010 kommen deshalb Geo-Informationssyteme zum Einsatz. Man setzt zunehmend auf moderne Technologien wie geographische Informationssysteme (GIS), Fernerkundung (RS), Global Positioning Systeme (GPS) und Virtual Reality Systeme (VR). Zusammen mit den Forschungsergebnissen aus den Bereichen Archäologie, Philologie und Geschichte liefern ihre Daten eine wichtige Unterstützung bei der Verwaltung, Erforschung, Überwachung und Präsentation der Kulturstätten.
 
Laut dem Staatlichen Amt für Denkmalschutz kommen in vielen Bereichen bereits fortschrittliche Technologien zum Einsatz. So wurden etwa im Neun-Dörfer-Tal und im Kaiserpalast atmosphärische Monitore installiert. Sie ermöglichen es den Experten, die Luftqualität vor Ort jederzeit zu verfolgen.
 
Verstärkte internationale Kooperationen
Seit 2000 wurden in China zahlreiche internationale Konferenzen zum Schutz des kulturellen Erbes veranstaltet; etwa die 28. Sitzung des UNESCO-Komitees für das Erbe der Welt in Suzhou, die 15. Generalversammlung und das wissenschaftliche Symposium des Internationalen Rates für Denkmalpflege (eng. International Council on Monuments and Sites, ICOMOS) in Xi’an sowie die 22. Generalkonferenz des Internationalen Museumsrates (International Council of Museums, ICOM) in Shanghai.
 
Mittlerweile haben auch zahlreiche internationale Organisationen Niederlassungen in China eingerichtet, was den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit beim Schutz des kulturellen Erbes entscheidend vertieft hat. 2005 errichtete der ICOMOS, der die UNESCO zu denkmalpflegerischen Fragen berät, in Xi’an das ICOMOS International Conservation Centre. Das Zentrum ist auf die Sammlung von Materialien zur Bewerbung um einen Weltkulturerbe-Status spezialisiert und bietet auch einen Beratungsservice sowie Fortbildungsangebote für Manager und Juristen an.
 
Das Staatliche Amt für Denkmalschutz hat eine Reihe von hochrangigen internationalen Konferenzen und Fachtagungen zum Schutz des Kulturerbes ausgerichtet, darunter das „Internationale Symposium zu Konzept und Praxis zur Erhaltung und Restaurierung von historischen Gebäuden in Ostasien“, das „Internationale Symposium zum Schutz bemalter Oberflächen auf Holzkonstruktion in Ostasien“ und das „Internationale Symposium zur nachhaltigen touristischen Erschließung von Kultur- und Naturerbestätten“. Diese Symposien spiegeln die erfolgreiche Zusammenarbeit des Staatlichen Amts für Denkmalschutz mit internationalen Organisationen wie dem Zentrum für Welterbe der UNESCO (engl. World Heritage Centre), ICOMOS, dem Internationalen Forschungszentrum für Denkmalpflege und Restauration von Kulturgütern (ICCROM) sowie nichtstaatlichen Organisationen einiger Länder, und auch dem australischen Department of Sustainability, Environment, Water, Population and Communities (SEWPaC), wider.
 
Die chinesischen Denkmalschutzbehörden setzen zunehmend auf eine enge und langfristige Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, um von den Erfahrungen der ausländischen Kollegen zu profitieren. Die Maßnahmen im asiatischen Raum finden aber auch zunehmend in europäischen Fachkreisen Gehör. Mittlerweile wurde eine ganze Reihe internationaler Dokumente verfasst, etwa zu Themen wie der Konservierung und Restaurierung historischer Gebäude in Ostasien, der Erhaltung ostasiatischer Buntmalereien sowie über die Richtschnur für nachhaltige Tourismusentwicklung in den Welterbestätten.
 
Das Mausoleum des ersten Qin-Kaisers Shi Huangdi (259 – 210 v. Chr.) in Xi’an ist berühmt für seine Terrakotta-Armee. Bei der Ausgrabung waren die Figuren meist beschädigt und die ursprüngliche Farbe oxidierte beim Kontakt mit der Luft. Der Schutz und die Restaurierung der bemalten Krieger erforderten präzise Experimente und ausgefeilte chemische Analysen. Seit den 1980er Jahren bemühen sich deutsche und chinesische Experten gemeinsam, die ursprüngliche Oberfläche der Figuren wiederherzustellen und die verloren gegangene Technologien alter chinesischen Buntmalerei zu rekonstruieren.
 
Die Mogao-Grotten sind bekannt für ihre über 1000 Jahre alten einzigartigen Wandmalereien und bemalten Skulpturen. Doch der Zahn der Zeit nagt auch an diesen kulturellen Schätzen: Wind und Regen setzten den Relikten über die Jahrhunderte gehörig zu. Seit 1988 arbeitet die Akademie Dunhuang deshalb mit dem amerikanischen Getty Research Institute zusammen, um die Grotten mit modernsten Technologien und Konzepten zu schützen. 2010 entwickelte die Akademie in Zusammenarbeit mit Microsoft Research Asia eine 100-Megapixel-Digitalkamera zum Schutz der einzigartigen Wandmalereien.
 
Durch die vielfältigen internationalen Kooperationen konnte China nicht nur von nützlichen Erfahrungen aus dem Ausland lernen, sondern gleichzeitig auch die Verbreitung der chinesischen Kultur in der Welt fördern. Die Zahl der Welterbestätten in einem Land spiegelt letztlich nicht nur seine Geschichte, sondern auch den Charakter seiner Nation wider. Sie vermittelt auch einen Eindruck über das Entwicklungsniveau einer Zivilisation, das Bildungsniveau der Bevölkerung sowie die allgemeine Stärke eines Landes. Chinas Welterbe ist Wurzel und Quelle des kulturellen Geistes der chinesischen Nation, der die Welt in vielfältiger Weise bereichert hat und es auch in Zukunft tun soll.