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China: Immer mehr Frauen in Städten alleinstehend

Datum:22-07-2011

Ein beunruhigender Anstieg der Zahl der Single-Frauen ist eine Begleiterscheinung des raschen Wirtschaftswachstums in Shanghai, Beijing und anderen chinesischen Küstenstädten. Demographen rufen daher zu einem Abbau der traditionellen Vorurteile auf, die bisher unverheiratete Frauen als Bürger zweiter Klasse abstempelten.
 
Die Volkszählung im Jahr 2010 ergab, dass in Shanghai mehr als 500.000 alleinstehende Frauen im Alter von 20 bis 50 Jahren lebten. In den frühen 1990er Jahren seien es noch weniger als 100.000 gewesen, sagte Chen Yaya, Bevölkerungsforscherin an der Shanghai Akademie für Sozialwissenschaften der Zeitung Global Times am Dienstag.
"Die finanzielle Unabhängigkeit von Angestellten ermöglicht es Frauen, alleine eine glückliches Leben zu führen", sagte Chen.
 
"Die Ehe wird traditionell als Auffangnetz für Frauen gesehen, ist es aber für Frauen mit relativ hohen Gehältern nicht mehr. "Eine gute Partie zu machen gilt nicht länger als Errungenschaft."
 
Das chinesische Festland habe vier Wellen des Singledaseins erlebt, erklärte Chen: Die erste in den 1920er Jahren, als Ehegesetze die Bigamie abschafften, die zweite in den späten 1970er Jahren, als lange hinausgezögerte Scheidungen zum Ende der Kulturrevolution leichter durchgeführt werden konnten, die dritte Anfang der 1990er Jahre mit dem Aufkommen des modernen Feminismus und nun die vierte, in der Frauen zum ersten Mal wirklich in der Lage sind, sich für das Singledasein bewusst zu entscheiden.
"Jetzt können karriereorientierte Frauen ihren eigenen Lebensweg wählen, vor allem, seitdem die steigenden Scheidungsraten in den Städten zu Zweifeln am Zusammenhang zwischen Glück und Ehe geführt haben."
 
Chinas Scheidungsrate hat ein Allzeithoch erreicht. Im ersten Quartal 2011 haben mehr als 465.000 Ehepaare die Scheidung eingereicht. Gemäß der im Juli veröffentlichten Heirats- und Scheidungsstatistiken des Ministeriums für Zivile Angelegenheiten ist dies eine Steigerung von 17,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
 
Mehr als 82 Prozent der Frauen sahen das Singledasein als eine positive Lebensart, wie Chens demographische Studien im Jahr 2007 zeigten. Alleinstehende Frauen erhielten jedoch nach wie vor Druck aus der Gesellschaft, sagte Chen.
 
Die Gesellschaft betrachtet unverheiratete Frauen noch "als Außerirdische", sagte sie. "Die Medien brandmarken alleinstehende Frauen in ihren 30ern als im Regal übriggeblieben."
Die Diskriminierung ist, Chens Studien zufolge, noch schlimmer, wenn alleinstehende Frauen Kinder haben.
 
"Eine alleinerziehende Mutter in Shanghai muss 15.919 Yuan (1700 Euro) an die Stadtverwaltung zahlen, um eine Wohnberechtigung für ihr Kind zu erhalten. Verheiratete Mütter erhalten einen Schwangerschaftszuschuss von 10.000 bis 30.000 Yuan (1090 bis 3300 Euro)", sagte Chen. "Es bedeutet, dass die Behörden alleinerziehende Mütter noch immer als Bürger zweiter Klasse behandeln, indem sie ihnen die gleichen Vorteile verwehren."
 
Viele Unternehmen gewährten alleinstehenden Frauen keinen bezahlten Schwangerschaftsurlaub, sagte Chen, was eine zusätzliche finanzielle Belastung für alleinerziehende Mütter bedeute.
 
Studien ergaben, dass mehr als vier Prozent der Single-Frauen in Shanghai lesbisch sind. Das ist eine "befreiende Zahl", sagte Chen.
 
"Frauen in Shanghai sind stärker emanzipiert als Frauen in Beijing oder anderen Küstenstädten", sagte Chen. "Das ist eine gute Nachricht für die Gleichstellung der Geschlechter."

Quelle: http://german.china.org.cn/china/2011-07/21/content_23040109.htm