Im Café des German Center gab es gestern abend eine "Auslese" der besonderen Art: Der deutsche Buchautor Uwe Kräuter gab in Beijing Kostproben seines autobiografischen Werks "Grenzüberschreitung – 35 Jahre in China", das soeben auf Chinesisch erschienen ist. In Deutschland inzwischen eher unbekannt, ist der Deutsche, der seit 26 Jahren mit der chinesischen Schauspielerin Shen Danping verheiratet ist, in seiner Wahlheimat China seit Jahrzehnten kein unbeschriebenes Blatt.
Hannah Böhme, die Chefin des German Center, stellte Kräuter dem interessierten Publikum vielsagend als ein "Ei" vor, eben ein westlicher Ausländer, der zwar von außen weiß, aber innen gelb ist. Ob der Vergleich trifft, mag nur Kräuter selbst wissen. Er sieht sich als Grenzgänger. Yuwen Karen Yang vom Buchinformationszentrum (BIZ) moderierte den kurzweiligen Abend zweisprachig und stellte Kräuter einige interessante Fragen, die sich auch potenzielle Leser des Buches stellen mögen. So wollte Yang etwa ergründen, ob seine ihm damals wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" in Deutschland drohende Gefängnisstrafe letztlich nach China gebracht hätte, oder einfach wissen, was dem Zeitzeugen am China der 1970er und am heutigen Reich der Mitte am besten gefällt. Kräuter antwortete stets diplomatisch und klug.
In Auszügen gab der "Grenzgänger" zuweilen amüsante Kostproben seines Buches, das im Oktober in China erschien. Das Manuskript entstand aus Kalendernotizen, Fotos, eigenen Artikel, Reden und Interviews des Autors. Das Publikum erfuhr gestern viele interessante Details aus dem bewegten Leben des Autors und seiner in China prominenten Frau – getragen vorgelesen von ihm sowie gegen Ende des gelungenen Abends von seiner Frau lebhaft auf Chinesisch erzählt und mit einem Liebeslied garniert. Kräuter kommentierte das humorvoll: "Früher als wir uns kennenlernten, redete sie nur sehr wenig. Heute ist es manchmal etwas zu viel, finde ich!"
Ob ihr Protest dagegen geschauspielert war oder nicht, mag dahingestellt bleiben. Das gemischte deutsch-chinesische Publikum hatte allemal seinen Spaß und vielleicht fühlten sich einige an ähnliche Begebenheiten in ihren persönlichen Erfahrungen in China erinnert.
Mei Zhaorong, früherer chinesischer Botschafter in Bonn, der das Vorwort verfasste, lobte gestern auf deutsch das Werk nicht nur für die exzellente chinesische Übersetzung, sondern empfiehlt es auch den Chinesen als eine Art nützliches Geschichtsbuch, die die Atmosphäre in China vor 30 Jahren nicht mehr kennengelernt haben. Bis das Buch auf Deutsch erscheint, muss man sich allerdings noch etwas gedulden. Die Zeit bis dahin wird german.china.org.cn demnächst auf dieser Webseite mit einem Gespräch mit Uwe Kräuter verkürzen.
Quelle: http://german.china.org.cn/culture/txt/2010-12/09/content_21510916.htm