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Neues Modell praxisbezogener Berufsausbildung in China

Datum:23-01-2007

Derzeit wird in China das Modell einer praxisbezogenen Berufsausbildung praktiziert. Parallel zur theoretischen Berufsausbildung an den Berufsschulen erhalten Berufsschülerinnen und -schüler die Chance, ihre Kenntnisse in Betrieben praktisch anzuwenden.
 
Beim Modell der praxisbezogenen Berufsausbildung bilden Theorieausbildung und Praktikum eine Einheit. In der zentralchinesischen Provinz Hunan wird dieses Modell an Berufsschulen von 38 Städten und Kreisen praktiziert. Die Berufsschüler dort erlernen Berufe in 14 Fachrichtungen, darunter Hotelmanagement, Werkzeugherstellung und Logistik. Nach einem halben Jahr Theorie gehen die Schüler ein halbes Jahr zu einem Praktikum in die Betriebe. Das Praktikum wird bezahlt. Nach drei Jahren haben sie die Möglichkeit, einen Abschluss an der Berufsschule zu machen. Sie erhalten ein Zertifikat über ihre beruflichen Fertigkeiten. Zudem erhalten sie die Chance, in Betrieben, die mit Berufsschulen Vereinbarungen unterzeichnet haben, einen Arbeitsplatz zu bekommen.
 
Yang Dongliang ist Leiter des Instituts für wissenschaftlich-technische Berufsbildung in der Provinz Hunan. Seinen Angaben zufolge hat seine Berufsbildungsanstalt bereits mit fünf Betrieben Vereinbarungen über eine Teilnahme an der praxisbezogenen Berufsausbildung abgeschlossen:
 
"Wir erstellen gemäß den Anforderungen der Betriebe Ausbildungspläne für unsere Schüler. In der Tat konnten wir vor Abschluss ihrer Ausbildung entsprechende Arbeitsstellen für sie finden. Dies war kein Problem. Wir planen, im nächsten Jahr 2 000 Berufsschüler aufzunehmen."
 
Viele Unternehmen stellen gern Berufsschüler ein, die eine praxisbezogene Ausbildung abgeschlossen haben, weil sie bereits starke Praxisfähigkeit besitzen und sich somit schnell in das Arbeitsleben der Unternehmen eingewöhnen können. Cai Yan, Generalmanagerin einer Gastronomiefirma, befürwortete das Modell der praxisbezogenen Ausbildung. Wie sie sagte, beteilige sich ihre Firma gern an dieser Art der Berufsbildung:
 
"Ab und zu schicken wir auch Dozenten in die Berufsschulen. So können sich die Schüler sehr schnell in unseren Betrieb integrieren. Sie brauchen nur drei bis fünf Tage, um den Arbeitsablauf kennen zu lernen."
 
Inzwischen hat das Modell der praxisbezogenen Berufsausbildung in vielen Regionen Chinas großen Anklang gefunden. Im Kreis Fengkai der südchinesischen Provinz Guangdong haben neun Unternehmen mit lokalen Berufsbildungsstätten vereinbart, Berufsschüler während ihrer Ausbildung als Praktikanten aufzunehmen. Nach einem halbjährigen Theoriestudium können Berufsschüler ein halbes Jahr lang in diesen Unternehmen arbeiten. Mit dem Praktikantengehalt können die Berufsschüler einen Teil ihrer Ausbildungskosten bezahlen. Die Betriebspraxis wird selbst als ein eigenständiges Prüfungsfach betrachtet.
 
Auch im Autonomen Gebiet Xinjiang der Uiguren in Nordwestchina wird das neue Berufsbildungsmodell erprobt. Die technische Berufsbildungsanstalt Kelamayi hat die praxisbezogene Berufsausbildung in der Fachrichtung Hotelmanagement eingeführt. Schülerinnen und Schüler bekommen Gelegenheit zu Praktika in lokalen Sternehotels, wo sie auch kostenfrei essen und übernachten können. Die Hotels stellen ihnen zudem einen monatlichen Zuschuss von 300 Yuan zur Verfügung. Die Praktika dauern ein halbes Jahr. Danach kehren die Schüler wieder an die Berufsschulen zurück, um ihre theoretische Ausbildung fortzusetzen.
 
Das neue Ausbildungsmodell hat es ermöglicht, dass zahlreiche Berufsschüler bereits vor Berufsschulabschluss gute Praxisfähigkeiten haben. Während der Praktika lernen sie gleichzeitig auch die Betriebskultur, moderne Praxisideen und das tatsächliche Arbeitsumfeld in einem Unternehmen kennen. Solche Absolventen sind später bei vielen Unternehmen sehr gefragt. Yan Hui besucht derzeit eine Berufsschule im Kreis Fengkai in Guangdong. Wie er sagt, können Absolventen seiner Schule im Vergleich zu Absolventen der normalen Mittelschule bessere Jobs finden:
 
"Heute ist es sogar für Hochschulabsolventen nicht leicht, eine Arbeitsstelle zu finden. Während der Ausbildung arbeiten wir bereits in Unternehmen. Und damit sind auch unsere Chancen bei der Jobsuche größer."
 
Das Modell der praxisbezogenen Berufsausbildung wird bereits seit mehr als 100 Jahren in entwickelten Ländern praktiziert. Experten gehen davon aus, dass dadurch die Praxisfähigkeiten der Schüler erhöht und die Investitionen in die schulische Bildung reduziert werden können. Zudem verringert es die finanziellen Lasten der Familien der Schüler. Auch für Kinder aus armen Verhältnissen werden somit Berufsausbildung und Jobsuche leichter.
 
Allerdings steht das neue Modell in der Berufsbildung noch vor einigen Entwicklungsengpässen. In der traditionellen Ausbildung in China herrschen Ideen vor, wonach theoretisches Lernen überbetont und technische Fertigkeiten ignoriert werden. Laut Yu Zuguang, Experte des Berufsbildungszentrums beim chinesischen Bildungsministerium, sollte das Land parallel zur Hochschulbildung künftig auch die Ausbildung von technischen Fachkräften verstärken. Das neue Modell der praxisbezogenen Berufsausbildung könne von vielen verschiedenen Berufsschulen in China übernommen werden:
 
"Aus breiterer Sicht zeigt das Modell der praxisbezogenen Berufsausbildung mit halb theoretischer und halb praktischer Ausbildung in die richtige Richtung, insbesondere wenn man von einer lebenslangen Ausbildung ausgeht."