Ein Interview mit Duan Wei, dem Direktor der Chinesischen Handelskammer in Deutschland
Der Direktor der Chinesischen Handelskammer in Deutschland: Duan Wei
2005 wurde er von der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Leipzig, in der Richtung Wirtschaftsrecht aufgenommen. 2012 bestand er das 1. Staatsexamen in Deutschland. 2013 begann er an der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, eine der Exzellenzuniversitäten, seine Doktorarbeit mit dem Thema „Antidumping- und Ausgleichsmaßnahmen: die juristischen Sicherheitsprobleme, die China während des Eintritts in den inneren europäischen Markt trifft, nachdem China 10 Jahre Mitglied der WTO ist“. Er war Referendar am Landgericht Düsseldorf. Seit 2014 ist er Direktor der Chinesischen Handelskammer in Deutschland. Seit 2017 ist er an der Hochschule Osnabrück als Lehrbeauftragte angestellt.
Das Zentrum für Chinesisch-Deutschen Gesellschaftlich-Kulturellen Austausch (im Folgenden kurz „Zentrum“ genannt): Guten Tag, Herr Duan. Wir heißen Sie willkommen als Gast unseres Zentrums. Wie sind Ihrer Meinung nach die jetzigen Beziehungen zwischen China und Deutschland?
Der Direktor Duan Wei (im Folgenden kurz „Duan“ genannt): Heutzutage steckt die Beziehungen zwischen China und Deutschland, als ein typisches Beispiel eines westlichen Landes, in einer reifen und stabilen Phase. Laut Statistik hat Frau Merkel schon zehnmal China besucht und möglicherweise besucht sie China noch einmal. Sie ist von den westlichen Regierungschefs diejenige, die China am meisten besucht hat. Im Jahr 2017 haben Präsident Xi und Ministerpräsident Li innerhalb von einem Monat lang nacheinander Deutschland besucht. Dass sich der Präsident Chinas so oft mit der Kanzlerin Deutschlands trifft, ist in der Geschichte ganz selten zu sehen. 2017 haben China und Deutschland den 1. Sicherheitsdialog auf hoher Ebene und den diplomatischen und strategischen Dialog veranstaltet und das System für Gesellschaftlich-Kulturellen Austausch gestartet. Daran kann man sehen, dass die bilateralen Beziehungen in den letzten Jahren eine beachtliche Entwicklung genommen haben. Gleichzeitig wird die Investition der chinesischen Firmen von der deutschen Regierung zunehmend begrüßt und mit dem stabilen Wachstum der chinesischen Wirtschaft wächst die Stärke und der Einfluss Chinas. Laut Statistik Deutschlands betrug das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland 2017 etwa 170 Mrd. Dollar, was ein neues Rekordhoch gegenüber dem gleichen Zeitraum ist und 30% des gesamten Umsatzes zwischen China und Europa ausmacht, was der Gesamtsumme des Umsatzes zwischen China und England, und Frankreich, und Italien im Jahr 2017 entspricht. In den letzten zwei Jahren ist China der wichtigste Handelspartner Deutschlands geworden. Die chinesischen Investitionen in Deutschland steigen stetig: Laut der Statistik des chinesischen Handelsministeriums hat China 2016 insgesamt 2,945 Mrd. Dollar in Deutschland investiert. Gegenüber der Investition des Vorjahres entspricht das einer Zunahme von 258,6%. Aber Deutschland macht sich Sorgen um den schnellen Wachstum der chinesischen Firmen in einer so kurzen Zeit. Tatsächlich gibt es mehr als 2000 chinesische Firmen in Deutschland und mehr als 8200 deutsche Firmen in China. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank im Jahr 2013 betragen die chinesischen Investitionen in Deutschland nur 0,3% der ausländischen Investitionen in Deutschland. Die Zahl ist ganz klein und sollte deshalb unmöglich die Panik auslösen.
Zentrum: Könnten Sie uns den Hintergrund für die Gründung der Chinesischen Handelskammer in Deutschland vorstellen?
Duan: Im August 2012 haben China und Deutschland während der 2. Regierungskonsultation eine gemeinsame Stellungnahme zur Förderung der bilateralen Investitionen unterzeichnet. Unter Punkt 3 steht, dass das chinesische Handelsministerium die Einrichtung der Organisationen für Investitionsförderung in Deutschland vorantreibt, um bei Vergrößerung der bilateralen Investitionen zwischen den chinesischen und deutschen Firmen zu helfen und auf der Basis der Gründung der Handelskammer chinesische Firmen in Deutschland unterstützen soll. Im Mai 2013 hat Ministerpräsident Li während seines Besuches in Deutschland die Gründung der Chinesischen Handelskammer in Deutschland verkündet und die Gründung ist in die chinesisch-deutsche gemeinsame Pressemitteilung über den Besuch von Ministerpräsident Li in Deutschland aufgenommen worden. Die Chinesische Handelskammer in Deutschland ist die erste Bundesbehörde für die chinesischen Firmen in Deutschland und die erste in Europa gegründete überseeische Handelskammer Chinas, die von den chinesischen Hauptfirmen in Deutschland eingerichtet wird. Die Chinesische Handelskammer in Deutschland spielt als eine Kommunikations-, Informations- und Dienst-Brücke für die Wirtschafts- und Handelskooperation zwischen China und Deutschland, hilft den chinesischen Firmen bei dem Verstehen der deutschen Politik und Gesetze und bei der Adaption der Investitionsumwelt und des kulturellen Hintergrunds. Die Gründung der Handelskammer, als ein Vorbild, treibt die Gründung anderer Handelskammer in europäischen Ländern an.
Zentrum: Welche Dienstleistungen kann die Chinesische Handelskammer in Deutschland den chinesischen Firmen anbieten?
Duan: Unsere Tätigkeiten gliedern sich insgesamt in drei Teile. Der erste Teil bezieht sich auf die Dienstleistung für die Mitglieder, d.h. ein nachhaltiges Mitglieder-Netz wird eingerichtet, das den chinesischen Firmen in Deutschland dient und ihnen bei der Vorbereitung auf den Eintritt in den deutschen Markt hilft. Außerdem veranstalten wir verschiedene Austauschaktivitäten, damit die chinesischen Firmen besser mit den deutschen Firmen integrieren können. Im zweiten Teil geht es um die Vertretung der Interessen der Firmen, nämlich sprechen wir für die chinesischen Firmen in Deutschland. Der dritte Teil beschäftigt sich mit Forschung, Beratung, Organisation der Ausstellungsgruppe, Visaservice sowie die anderen Dienstleistungen.
Zentrum: Könnten Sie das System der deutschen Handelskammer vorstellen?
Duan: Nach dem IHK-Gesetz müssen alle Firmen in Deutschland, egal aus welchem Land oder in welcher Branche, außer Handwerkern und Freiberuflern, ein Mitglied der IHK sein. Die erste Handelskammer war die Handelskammer Hamburg. Es gab zwei Handelskammern (Handelskammer Hamburg und Bremen) in Deutschland. Die anderen sind die Industrie- und Handelskammern. Bundesweit gibt es 79 IHKs, die den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bilden, und bundesweit mehr als 3,6 Millionen Firmen repräsentieren. Die Hauptdienstleistungen der IHK konzentrieren sich auf die duale Ausbildung, der beruflichen Ausbildung, Prüfung für Betriebsqualifikation und Ausstellung der gesetzlichen Bescheinigung usw.
Am Ort des Seminars
Zentrum: In welchen Branchen investieren unsere Firmen am meisten?
Duan: Im Jahre 1732 kam das erste chinesische Handelsschiff mit Seiden, Leder und Porzellan in Hamburg an, was den Beginn des modernen Handels zwischen China und Deutschland einläutete. Die ältesten Branchen sind Außenhandel, Tourismus und Essen. Jetzt konzentriert sich die Investition hauptsächlich auf den Maschinenbau, Autobau und seine Ersatzteile und den Handel, was auch die traditionellen Branchen Deutschlands sind. Jetzt ist die „Grünfläche-Investition“ in Deutschland beliebt. Darüber hinaus werden viele chinesische Firmen, inklusive State Grid Corporation, ihre Forschungszentren in Deutschland einrichten und das Kooperationsmodell „Offshore-Innovation“ erforschen.
Zentrum: Auf welche Probleme müssen die chinesischen Firmen bei den Fusionen und Übernahmen der deutschen Firmen achten?
Duan: In der Vergangenheit waren die chinesischen Firmen bereit, deutsche Firmen, die bankrott oder fast bankrott waren, zu kaufen. Sie glaubten, dass durch die Einführung dieser Firmen in den chinesischen Markt ihr Insolvenzstatus verbessert wird und ihrer Entwicklung neue Dynamik verleihen wird. Aber in Wirklichkeit ist es ganz anders. Die Gründe für ihre schlechte Situation sind ganz komplex. Deshalb ist es wichtig, eine Firma mit gutem Entwicklungstrend oder in einem stabilen Zustand zu wählen. Das ist stark mit der tiefen Untersuchung, der gesetzlichen Beratung usw. verbunden. Außerdem ist die interkulturelle Kommunikation auch wichtig während der Fusion und Übernahme.
Zentrum: Warum investieren die chinesischen Firmen in Deutschland?
Duan: Der erste Grund liegt in der Internationalisierung. China befindet sich in der wirtschaftlichen Übergangsphase. Deshalb müssen die Firmen ihre Sektoren aufwerten, d.h. Qualität statt Quantität. Durch die Investition hoffen sie, dass sie mit den deutschen Partnern zusammen das Ziel erreichen, die Sektoren aufzuwerten.
Der zweite Grund liegt darin, dass sie in Deutschland neue Technologie erlernen können. Die deutschen Firmen besitzen die Spitzentechnologie, Personal mit hoher Qualifikation, Manager voller Erfahrungen und einen großen europäischen Markt. Gleichzeitig können die fusionierten und übernommenen deutschen Firmen bei der Ausbildung des chinesischen Personals und Techniker des Käufers eine Hilfe leisten.
Zentrum: Vor welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen stehen die chinesischen Firmen während ihrer Integration in den deutschen Markt?
Duan: Während ihrer Entwicklung stehen sie noch vor vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen. Die Probleme beim Personalmanagement sind sehr prominent. Die anderen Probleme sind z.B. bei der interkulturellen Kommunikation und Management, dem langfristigen Arbeitsvisum für das Personal oder bei der Beantragung von Genehmigungen usw. Außerdem verstärken die Bürokratie des deutschen Verwaltungsorgans, der Mangel an der Koordinierungsfähigkeit zwischen der Mutterfirma und dem Investitionsprojekt von der chinesischen Firma, die Finanzierungsschwierigkeiten, fehlende Investitionen in Integrationsstrategien und Umsetzungsfragen die Situation. Außer den weitverbreiteten Problemen ist die Genehmigung für den Eintritt bei den Branchen wie Bauwirtschaft noch beschränkt. Die chinesischen Bankfilialen in Deutschland wie die deutschen Niederlassungen sind einer unfairen Aufsicht unterzogen. Die Beschränkung des deutschen Luftverkehrs führt dazu, dass die chinesischen Fluggesellschaften nicht mehr Luftverkehrsrechte erwerben können. Die anderen Probleme im Bezug auf die Branchen werden immer deutlicher.
Am Ort der des Seminars
Zentrum: Welche Widerstände treffen die chinesischen Firmen bei dem Eintritt in den deutschen Markt?
Duan: Es ist ganz deutlich. Zum einen durch die gesetzlichen Beschränkungen. Es gibt in Deutschland hauptsächlich 2 Gesetze, die die ausländischen Investitionen regeln: das eine AWG und AWV und das andere das Kartellrecht. Nach den Gesetzen ist der deutsche Markt allen ausländischen Firmen inklusive der nicht-europäischen Firmen (außer den speziellen Branchen, z.B. Hightech-Industrie, Kommunikationsindustrie, Militärindustrie usw.) offen, die in den deutschen Markt eintreten möchten. Nach der Statistik sind 68 deutsche Firmen 2017 von den chinesischen Firmen fusioniert und übernommen worden. Unter ihnen fällt besonders die Übernahme von KUKA durch die Midea-Group auf. Danach hat das Bundesland Bayern vorgeschlagen, dass die Gesetze verändert werden sollen, um den Unternehmenskauf durch nicht-europäische Firmen, besonders durch chinesische Firmen zu verhindern. Da der Prozess der Gesetzesänderung zu kompliziert war, änderte man die Vorschriften für die ausländische Wirtschaftshilfe (AWV) und verschärfte die Vorschriften für Investition von den nicht-europäischen Ländern. Wegen der Globalisierung, der Handelsliberalisierung und der multilateralen Verhandlungen im Rahmen der WTO funktionieren die traditionalen Handelsschutzmaßnahmen, z.B. Zoll, Einfuhrgenehmigung und Einfuhrquoten immer weniger. Immer mehr Länder benutzen neue Schutzmaßnahmen, z.B. Antidumping- und Ausgleichsmaßnahmen, Grüne Barriere und Schutz für geistiges Eigentum. Ich nenne hier zwei Beispiele. Das erste ist die Bauwirtschaft. Die chinesischen Bauunternehmen können ganz selten auf den Markt in Deutschland eintreten. Der Grund liegt darin, dass sie die chinesischen Arbeiter anstellen und die deutsche Gewerkschaft der Bauwirtschaft dagegen ist. Sie meint, dass der Lohn der chinesischen Arbeit viel niedriger als der Lohn der deutschen ist, was dem Arbeitsmarkt schadet. Das zweite ist die große Infrastrukturindustrie. Keine chinesischen Firmen investieren in die deutschen Projekte wie Elektrizitätswerk und Hafen, während wir in anderen europäischen Ländern schon in diese Projekte investiert haben.
Zentrum: Die Wirtschafts- und Handelskooperation ist abhängig vom gesellschaftlich-kulturellen Austausch. Auf welche Probleme müssen die chinesischen Firmen bei der Verwaltung achten?
Duan: Deutschland ist ein Land, das viel Wert auf Arbeitsrecht legt und die Kraft der Gewerkschaft nicht ignoriert. Was oft gesagt wird, ist, dass es in Deutschland ist ganz leicht, eine Person anzustellen, aber es sehr schwer ist, einer Person zu kündigen. Wenn die Mitarbeiter bereit sind basierend auf einer bestimmten Anzahl von Angestellten einen Personalausschuss gründen möchten, müssen die Firmen das erlauben und ein Vollzeitmitarbeiter muss von der Firmen in dem Ausschuss arbeiten. Worauf noch geachtet werden muss, ist, dass es in Deutschland strenge Schenkungsregeln gibt. Beispielsweise wenn der Leiter jemanden zum Essen einlädt, müssen die durchschnittlichen Kosten nicht mehr als 40 € betragen (sonst muss es versteuert werden). Die Preise der Geschenke müssen unter 35 € liegen. Wenn der Empfänger ein Beamter ist, sind die Regeln noch strikter. Auf diese Sache müssen die chinesischen Firmen besonders achten.
Zentrum: Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Sprache bei den Handels-Kooperationen?
Duan: Im Großen und Ganzen ist Englisch die offizielle Sprache zwischen den chinesischen und deutschen Firmen. Aber wenn sie tiefer miteinander kommunizieren möchten, ist Deutsch am besten. Tatsächlich ist die Sprache keine Barriere. Egal welche Sprache bei den Geschäftsverhandlungen und der Kooperation benutzt wird, gibt es keine Schwierigkeit bei der Kommunikation. Das eigentliche Problem liegt bei dem Inhalt hinter der Sprache.
Zentrum: Bei den chinesisch-deutschen Beziehungen kommen das politische Vertrauen und die Wirtschafts- und Handelskooperation zur Sprache. Welche Erwartungen haben Sie an den gesellschaftlich-kulturellen Austausch? Sie sind als Student in Deutschland angekommen und arbeiten jetzt dort. Welche Vorschläge haben Sie für die chinesischen Studenten?
Duan: In der Wirklichkeit kennen die Chinesen in Deutschland nicht wirklich Deutschland. Viele chinesische Studenten pendeln immer zwischen dem Klassenzimmer, der Mensa und dem Studentenwohnheim. Sie haben selten tiefe Kommunikation mit den deutschen Studenten und kein Interesse am deutschen Fernsehen und Zeitungen usw. Sie leben immer in chinesischen Kreisen. Ich glaube, dass sie aktiv Deutschland kennen sollen. Das ist ein aktiver Lernprozess. Sie sollten sich in den deutschen Kreis integrieren. Außerdem sind die Studentenvereinigungen, die den chinesischen Studenten bei der Integration in die deutsche Gesellschaft helfen, auch wichtig. Ich hoffe, dass die Chinesen in China mehr unsere nationale Politik verstehen können. Und wenn sie ins Ausland gehen, wirklich kulturelles Selbstvertrauen erreichen.
Am Ort der des Seminars
Foto: am Seminar teilnehmende Experten
Zentrum: Vielen Dank!