Mit dem Herannahen des Frühlingsfestes ist die chinesische Stimmung weltweit fühlbar. Auch im Vorlesungssaal einer deutschen Uni herrscht China-Fieber – jedoch nicht wegen des Festes: Fünf erfolgreiche Sinologen verwandelten mit einer aufschlussreichen Vortragsreihe das Podest zu einer Bühne der chinesischen Kultur.
Chinesen lieben Auberginen - zumindest beim Fotografieren, denn die Aussprache des Wortes hilft ihnen beim Lächeln. Diese Funktion muss in Deutschland das englische Wort "Cheese" übernehmen. Dabei spielt eine geniale Übersetzung eine unentbehrliche Rolle – als Brücke zwischen beiden Sprachen und Kulturen. Das war ein Beispiel des Vortrags von Professor Andreas Guder am letzten Freitag im Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Universität Mainz.
Der ganze Tag war spannend und inspirierend für die Chinesischstudierenden sowie -lehrenden der FTSK. Der gesamte Unterricht fiel an diesem Tag aus – für die wertvolle Chance, fünf der einflussreichsten Sinologen in Deutschland zu erleben und mehr über ihre Übersetzungsstudien zwischen Chinesisch und Deutsch zu erfahren.
Monika Gänßbauer, Andreas Guder, Peter Hoffmann, Huiru Liu und Irmy Schweiger – alle bekannte Sinologen und Übersetzer, die sich intensiv mit der chinesischen Sprache und Literatur beschäftigen - präsentierten in ihren Vorträgen die unterschiedlichen Forschungsrichtungen sowie akademischen Ansichten im Bereich der Translationstheorie und -praxis.
Chinesische Literatur sowie Übersetzungswerke wurden bei der Veranstaltung im Rahmen der deutsch-chinesischen Übersetzung diskutiert. Von Gedichten über Theaterstücke, von Klassik bis Avantgarde, sowie von der Übersetzungstheorie seit der 4.-Mai-Kulturbewegung bis zu den Nobelpreiswerken – die umfassenden und vielfältigen Themen begeisterten die Zuhörer.
Dr. Monika Gänßbauer konzentrierte sich bei ihrem Vortrag auf die Geschichte sowie die gegenwärtige Entwicklung der verschiedenen Translationstheorien und -kritierien; Andreas Guder stellte das Theaterstück „Lebensansichten zweier Hunde“ des chinesischen Avantgarde-Regisseurs Meng Jinghui sowie seine deutsche Version vor; Peter Hoffmann interpretierte die Übersetzung der späten Dichtung Hölderlins durch den berühmten chinesischen Literaten Liu Haoming; Professor Liu Huiru erläuterte zwei Debatten über Translation in China, bei denen es jeweils um die wortwörtliche und sinngemäße Übersetzung geht. Zum Schluß analyierte Irmy Schweiger die regionalen Besonderheiten der Übersetzungen, insbesondere den Unterschied und Zusammenhang der Translation in China und in Deutschland.
Anwesend waren außer Studenten und Lehrkräften noch viele Gelehrte, die sich für China und Chinesisch interessierten. So wurden die Probevorträge zu einer Plattform für Dialoge zwischen Sinologen und Germanisten sowie zwischen Übersetzern und Lesern.
Spannend wird nun, wer als „Gewinner“ der Probevorträge die Professur an der Uni erhalten wird. Jedoch abgesehen vom Ergebnis war diese Veranstaltung an sich schon ein großer Erfolg – sowohl als ein Horizont erweiterndes Event für die Studenten als auch als Austauschgelegenheit der Sinologen.