Fragt man die Chinesen nach ihren primären Bedürfnissen wird neben dem Wohnen sofort die Gesundheit genannt. Da das Gesundheitssystem in China nicht vollständig entwickelt ist, macht sich die einfache Bevölkerung viele Gedanken um ihre ärztliche Versorgung. In Krankenhäusern und Kliniken der Städte und Kreise gibt es an den Anmeldestellen immer lange Schlangen. Die Patienten kommen nicht nur aus der Stadt. Viele nehmen lange Fahrten auf sich, um sich in städtischen Krankenhäusern behandeln zu lassen, da es auf dem Land keine kompetenten Ärzte gibt, die ihre Krankheiten behandeln könnten. Der Schwerpunkt der chinesischen Gesundheitsreform liegt also darin, die medizinischen Ressourcen ausgewogener zu verteilen. In diesem Rahmen werden Ärzte aus städtischen Krankenhäusern turnusmäßig aufs Land geschickt.
An einem Donnerstagvormittag in einer Dorfklinik des Kreises Jinxiang der ostchinesischen Provinz Shandong warten schon viele Patienten auf ihre Behandlung. Heute hat ein erfahrener Arzt aus dem Kreiskrankenhaus Dienst.
Frau Li besucht seit Jahren die gleiche Ärztin im Kreiskrankenhaus. Für die Strecke von Zuhause ins Krankenhaus braucht sie mit dem Bus einen halben Tag. Vor nicht allzu langer Zeit ist die Dorfklinik vom Kreiskrankenhaus von Jinxiang übernommen worden. Jetzt kann der Ehemann Frau Li mit dem Motordreirad ins Dorfkrankenhaus bringen. Und das dauert nur zehn Minuten. Herr Li: „Wenn man einen Arzt im Kreiskrankenhaus besucht, muss man mit einem Tag rechnen. Denn die Hin- und Rückfahrt und die Anmeldung dauern schon ewig. Hier in die Dorfklinik kommt man ganz einfach und kann sich gleich behandeln lassen. Dann geht man zu Fuß wieder nach Hause. Das ist toll."
Seit Jahresanfang untersteht die Dorfklinik dem Kreiskrankenhaus Jinxiang. Seitdem werden die Oberärzte turnusmäßig dorthin geschickt. Die Klinik wurde mit modernen Geräten wie einem CT-Scanner ausgestattet. Was früher im Kreiskrankenhaus gemacht werden musste, lässt sich heute auch in der Dorfklinik erledigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich die Bauern von den Behandlungskosten in der Dorfklinik mehr als im Kreiskrankenhaus rückerstatten lassen können. Die Dorfbewohnerin Frau Yang hat ein Herzleiden. Früher musste sie jedes Jahr dreimal im Kreiskrankenhaus stationär behandelt werden. Jedes Mal lagen die Kosten bei um die 3.000 Yuan. Nun muss sie dank der neuen Regelung für die stationäre Behandlung in der Dorfklinik nur 1.000 Yuan bezahlen.
Der Chefarzt des Jinxianger Kreiskrankenhauses Song Changwen erklärte, seit der übernahme kämen viel mehr Leute in die Dorfklinik. „Die Anzahl der ambulanten Patienten ist um das Fünffache gestiegen. Die Anzahl an stationären Patienten ist drei- bis fünfmal so hoch."
Seit drei Jahren steigt die Zahl an medizinischen Einrichtungen und deren stationärer Patienten jährlich um zehn Prozent. Der Patientenansturm in Stadt- und Kreiskrankenhäusern wird damit gemildert. Es bleibt zu hoffen, dass die Situation der ärztlichen Versorgung in China noch weiter verbessert wird.
Quelle: http://de.showchina.org/aktuelles/201103/t873524.h