In den letzten Jahren hat die Lust am Chinesischlernen in der ganzen Welt stark zugenommen. Derzeit bieten mehr als 3000 Hochschulen in 109 Ländern Chinesischunterricht an, und die Zahl der Chinesischlernenden ist schnell gewachsen. Diese Nachfrage nach Chinesischunterricht spiegelt wider, dass die Völker der Welt einen Einblick in die traditionelle chinesische Kultur gewinnen wollen, was dazu führt, dass vielerorts Konfuzius-Institute zu sehen sind. Die antike orientalische und nicht mehr so mystische Sprache hat heute mehr Kraft denn je.
Frankreich: Chinesischlernen als Ergebnis einer Wahl aus Vernunft und Gefühl
Vor zehn Jahren konnte die Zahl der Mittelschüler in Frankreich, die Chinesisch lernen, die 5000er-Marke kaum erreichen. Bis September 2009 jedoch wuchs die Zahl auf 25.600 an, während die Gesamtzahl der Chinesischlernenden an Frankreichs Universitäten, Mittel- und Grundschulen bei 44.000 lag. Heute rangiert Chinesisch unter allen Fremdsprachenprogrammen im französischen Schulsystem auf Platz 5. Die Nachfrage nach Chinesischlehrern ist inzwischen von 30 in den 1980er Jahren auf heute 430 schnell angewachsen.
Wang Peiwen hat sieben Jahre als Chinesischlehrerin gearbeitet und ihre eigene Erfahrung mit der Begeisterung für Chinesisch in Frankreich gemacht. Sie hatte am Anfang nur 25 Schüler, jetzt aber hat sie 80 in drei Kursen. Sie ist von der plötzlichen Entwicklung des Chinesischlernens völlig überrascht.
Nach Meinungen von Wang ist die zunehmende Lust am Chinesischlernen in Frankreich das Ergebnis einer Wahl aus Vernunft und Gefühl. China spiele eine immer größere Rolle in der Welt, das Chinabild verändere sich ununterbrochen, und die chinesische Sprache gewinne immer an Bedeutung. Bei der Jobsuche könnten Chinesischkenntnisse nur Vorteile bieten, meint sie. Neben solch vernünftigen Erwägungen haben auch immer mehr Leute aus Neugierde und Leidenschaft an chinesischer Kultur diese nicht leicht zu beherrschende Sprache gewählt. "Das ist der Charme von Chinesisch. Als einzige existierende antike Sprache", so Wang, "hat Chinesisch für Franzosen eine Anziehungskraft."
Russland: Chinesischlernen gibt Einblick in Kultur und Leben des heutigen China
Mit dem Wachsen der nationalen Stärke Chinas und der Verbesserung der strategisch-kooperativen Partnerschaft zwischen China und Russland entsteht auf dem russischen Markt ein großer Bedarf nach Humanressourcen mit Chinesischkenntnissen. Es ist für die Karriere junger Russen inzwischen ein Vorteil geworden, Chinesisch zu können. Die Hochschulen in Russland wissen die Chance zu ergreifen. Sie bieten Chinesischunterricht an und wollen Fachleute heranbilden, die sich auch mit Chinesisch auskennen.
Heute können mehr als 10.000 Studenten und Aspiranten in beinahe 100 russischen Universitäten Chinesisch lernen. Hinzu kommen noch über 2000 Grund- und Mittelschüler.
Die zunehmende Lust am Chinesischlernen hat auch Konfuzius, den Weisen der chinesischen Kultur, nach Russland gebracht. Eine Skulptur von Konfuzius steht heute in den Chinesischkursen, und überall in Russland ist die Sprache von Konfuzius zu hören. Seit der Gründung des ersten Konfuzius-Instituts in der Universität St. Petersburg im Jahr 2005 gibt es in Russland heute bereits zwölf Konfuzius-Institute.
Trotzdem konnte dies die immer zunehmende Nachfrage nach Chinesischkursen nicht befriedigen. In diesem Jahr, zum "Chinesischen Jahr" in Russland, sollen weitere fünf Konfuzius-Institute in den Hochschulen Russlands eingerichtet werden.
Amerika: Chinesisch gilt als Zweite Fremdsprache
Nach einer von dem Bildungsministerium in Amerika unterstützten Umfrage ist die Zahl der Grund- und Mittelschulen, die Fremdsprachenunterricht anbieten, zwischen 1997 und 2008 stark gesunken. Viele Schulen haben den Unterricht von Japanisch, Französisch, Deutsch und Russisch gestrichen, während immer mehr Schulen Chinesisch unterrichten. In mehreren Städten sind auch Konfuzius-Institute und "Confucius Classrooms" zu sehen. Angaben der chinesischen Botschaft in den USA zufolge ist Chinesisch nun nach Spanisch die zweitwichtigste Fremdsprache in Amerika.
Nicht ohne Grund: Amerikanischen Medienberichten zufolge hat sich die allgemeine Vorliebe für Fremdsprachen in den USA stets verändert. Im Kalten Krieg stand Russisch hoch im Kurs, in den 1980er Jahren wandten sich die Amerikaner Japanisch zu und seit dem 11. September 2001 wurde Arabisch wichtiger. Jede Sprache wurde für etwa zehn Jahre lebhaft gelehrt und erlernt und geriet dann wieder in Vergessenheit. Nur das Interesse an Chinesisch, das in den 90er Jahren seinen Aufschwung erlebte, erlebt bis heute eine messbare Dynamik.
Ein namentlich nicht genannter Doktor an der Universität Kalifornien erklärte angeblich gegenüber der New York Times, mit dem politischen und wirtschaftlichen Aufblühen Chinas hätten die Amerikaner ein großes Interesse an Chinesisch gezeigt. Das könne nicht schnell vergehen, da Chinesisch die Sprache von 1,3 Milliarden Menschen sei.
Die Begeisterung für die chinesische Sprache ist nach Meinung von Liu Guangyuan von der chinesischen Botschaft in den USA zunächst auf den Aufstieg Chinas und die damit einhergehenden großen geschäftlichen Chancen zurückzuführen. Außerdem spiele, so Liu, auch die zunehmende Zahl chinesischstämmiger Amerikanern eine wichtige Rolle dabei, das Chinesischlernen gesellschaftsfähiger zu machen. Nicht zuletzt würden die großen Bemühungen der chinesischen Regierung, Chinesisch zu verbreiten, Wirkungen zeigen.
Thailand: Chinesischlernen fasst sowohl im Königshaus als auch bei der Zivilbevölkerung Fuß
In Thailand wurde das erste Konfuzius-Institut im August 2006 gegründet. Huang Xiaoming, Direktor dieses Instituts, betonte, das Konfuzius-Institut biete nicht nur Sprachkurse an, sondern gelte auch als Brücke zum Kulturaustausch zwischen beiden Ländern. Die Thailänder hätten früher nur wenig über China gewusst, sagte Huang. Daher hätte sich das Konfuzius-Institut in den letzten drei Jahren dafür eingesetzt, Sommercamps in China zu organisieren und Delegationen von Lehrkräften zum Austausch nach China zu schicken, womit die Thailänder mehr über das reale China erfahren sollen.
Nach ihrem Chinabesuch seien viele Kinder von Auslandschinesen von dem wunderschönen China überrascht, so Huang.
Die Gründe der Begeisterung für Chinesisch in Thailand liegen nach Huang darin, dass viele Thailänder chinesischer Abstammung seien. Sie hätten deshalb von Natur aus eine Zuneigung für alles chinesische. Vor allem zu erwähnen ist Prinzessin Sirindhorn, die eine Vorliebe fürs Chinesischlernen hat und dafür eintritt. Nicht zuletzt ist der reale Bedarf, die Sprache zu lernen, ein Grund, da die Zusammenarbeit zwischen China und Thailand wegen der wirtschaftlichen Entwicklung und der steigenden Bedeutung von China immer enger würde.
Großbritannien: Chinesisch in der Elementarerziehung nimmt zu
Die Kingswood School, östlich von London, ist die erste Mittelschule in Großbritannien, die Chinesisch als Pflichtfach vorsieht. Seit 2000 müssen die Schüler jede Woche Chinesischunterricht für zwei Stunden besuchen, danach können sie Chinesisch als Prüfungsfach für das General Certificate of Secondary Education (GCSE) wählen. Damit wird Chinesisch offiziell in die Elementarerziehung aufgenommen.
Es ist nicht nur die Kingswood School, die großen Wert auf das Chinesischlernen legt. Auf Initiative des Vereins der Fachschulen in Großbritannien und des Staatlichen Leitungsbüros für Chinesisch als Fremdsprache in China wurden 2007 das erste Konfuzius-Institut auf der Ebene von Grund- und Mittelschulen gegründet und "Confucius Classrooms" in fünf Schulen eingerichtet, die das Chinesisch am meisten fördern. Bis heute ist die Zahl der Schulen mit Chinesischangebot auf zwölf angestiegen.
Der Verein der Fachschulen in Großbritannien hat vor, bis 2012 Chinesisch als Fremdsprache in großem Maßstab im Bildungssystem zu verbreiten und allen Schülern, die chinesisch lernen wollen, die Chance dafür zu bieten. Dieses Ziel basiert auf dem weiter zunehmenden wirtschaftlichen und kulturellen Austausch beider Länder und dem damit einhergehenden Bedarf an chinesischsprechendem Personal. "Das fördert nicht nur das Chinesischlernen, sondern es vertieft auch das Verständnis gegenüber China. In der heutigen wirtschaftlichen Globalisierung ist eine solche Zusammenarbeit sehr wichtig", sagte Premierminister Gordon Brown in einer undatierten Videoaufnahme.
China hat auf den zunehmenden Bedarf an Chinesischlehrern dementsprechend aktiv reagiert. Zahlreiche chinesische Assistenten sind nach England geflogen, um dort beim Chinesischunterricht zu helfen. Die Zahl der Chinesischlehrer ist von nur 11 im Jahr 2001 auf 87 in diesem Jahr gestiegen.
Südkorea: Studenten müssen chinesische Schriftzeichen beherrschen
Mit der stetig wachsenden Bevölkerungsstärke Chinas und dem intensivierten Austausch zwischen China und Südkorea zählen chinesische Schriftzeichen, die Südkorea einst mit dem Schaffen eines eigenen Alphabets verdrängte, gemeinsam mit Englisch und Computertechnologie zu den drei wichtigsten Fähigkeiten der Studenten in Südkorea.
Studenten der Korea-Universität müssen vor ihrem Studienabschluss ein Zeugnis für chinesische Schriftzeichen erlangen oder eine Prüfung für chinesische Schriftzeichen an der Uni bestehen. Große Unternehmen wie Samsung bevorzugen bei Bewerbungsgesprächen Arbeitssuchende mit einem solchen Zeugnis. Nach Angaben der Handelskammer in Südkorea haben im vergangenen Jahr 12.029 Studenten an der Prüfung teilgenommen. Im Jahr 2006 waren es dagegen nur 313.
Hauptgründe für die weltweit zunehmende Lust am Chinesischlernen
Mit der weltweiten Etablierung von Konfuzius-Instituten sind immer mehr Leute daran interessiert, Chinesisch zu lernen. Erstaunlicherweise erwarten manche ausländische Medien sogar, dass Chinesisch bald die Weltsprache sein wird. Zhou Youguang, ein chinesischer Linguistikexperte, fasst die Gründe für die Begeisterung am Chinesischlernen zusammen.
Mit der wirtschaftlichen Entwicklung und den verstärkten Handelsbeziehungen Chinas (mit anderen Ländern) könnten Chinesischkenntnisse zum internationalen Handel viel beitragen, auch wenn man keine guten Englischkenntnisse habe, meint er.
Darüber hinaus kämen Wissenschaftler in den Bereichen Weltkultur und -geschichte nicht umhin, die chinesische Kultur zu erforschen, da China ein Land mit einer alten Zivilisation und Kultur sei. Es sei daher günstig, wenn Forscher etwas Chinesischkenntnisse besäßen.
Nicht zuletzt sei ein wichtiger Bestandteil des chinesischen Bruttoinlandsproduktes der Tourismus geworden, der den Kultur- und Lebensstandard der Bevölkerung erhöhe und den Horizont der Menschen erweitern könne. China verfüge über reiche Tourismusressourcen und ziehe daher stetig ausländische Touristen an. Besonders zu erwähnen seien hier jungen Ausländer, die es schick finden, Chinesisch zu lernen.