Vor 130 Jahren reisten sieben chinesische Offiziere zum Studium nach Deutschland. Das war der allererste Beginn des akademischen Austauschs und der Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. Aus diesem Anlass feierte die chinesische Gesellschaft der aus dem Western heimgekehrten Gelehrten (WRSA) das 130-jährige Bestehen des akademischen Austauschs mit Deutschland.
An einem schönen Wintertag im Dezember versammelten sich mehr als einhundert Politiker, Wissenschaftler und Forscher sowie Vertreter aus der Industrie in der großen Hundertjahr-Halle der Peking Universität. Alle von ihnen haben Studien- oder Forschungsaufenthalte in Deutschland hinter sich. Der Anlass des feierlichen Treffens ist das 130-jährige Bestehen des akademischen Austauschs zwischen China und Deutschland.
Der Präsident der chinesischen Akademie der Wissenschaften, Lu Yongxiang, hat in Deutschland promoviert und nahm an der Feier teil. Professor Lu ist auch der Präsident der Deutschland-Österreich-Filiale der chinesischen Gesellschaft der aus dem Westen heimgekehrten Gelehrten. Professor Lu sagt:
"Vor 130 Jahren entsandte China sieben Offiziere zum Studium nach Deutschland. Von da an hielten sich Generationen von Chinesen zum Studium oder zu Forschungszwecken in Deutschland auf. Nach Gründung der VR China und besonders seit Beginn der Reform und Öffnung hat die Zahl der in Deutschland studierenden Chinesen erheblich zugenommen. Bislang haben bereits mehr als 80.000 Chinesen in Deutschland studiert. Die meisten von ihnen sind anschließend nach China zurückgekehrt und haben große Beiträge in Politik, Wirtschaft, Erziehung, Wissenschaft, Forschung und Kultur geleistet."
Professor Lu verwies darauf, dass unzählige in Deutschland studierende Chinesen die moderne chinesische Geschichte geprägt und eine Brücke zwischen China und Deutschland gebaut haben. Durch sie kenne die Welt China, während China durch sie die Welt kennen lernt. Das Schicksal Chinas hat sie geprägt, und ihre Leistungen und Erfahrungen wiederum haben Einfluss auf das Geschehen in China ausgeübt. Wie schon ihre Vorfahren bemühen sich auch heute die in Deutschland studierenden Chinesen, den Abstand zwischen China und den entwickelten Ländern abzubauen.
Ein Kurzfilm über die wechselvolle Geschichte des 130jährigen Austauschs zeigt die Leistungen der heimgekehrten Wissenschaftler, Forscher, Politiker und Ingenieure.
Mit großem Interesse sehen sich der deutsche Botschafter Dr. Volker Stanzel und der Leiter der Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD in Beijing, Dr. Thomas Schmidt-Dörr, den Kurzfilm an. Anschließend bedankte sich Dr. Schmidt-Dörr:
"130 Jahre akademischer Austausch zwischen China und Deutschland, das ist eine wahrhaft lange Zeit. Ich möchte mich hier noch mal bei der Gesellschaft der aus dem Westen heimgekehrten Gelehrten bedanken, dass sie die Tradition der Zusammenarbeit mit Deutschland hochhalten, dass die die Initiative ergriffen haben, heute diesen schönen Geburtstag mit uns gemeinsam zu feiern."
Vor Ort wurden Interviews mit Vertretern der aus Deutschland heimgekehrten Wissenschaftler, Ingenieure und Unternehmer geführt. Die Erlebnisse in Deutschland haben ihr Leben und ihre Karriere so stark beeinflusst, dass sie im Herzen eine tiefe Bindung an Deutschland empfinden. Die Rolle einer Brücke zwischen China und Deutschland nehmen sie gern wahr.
Professor Chen Lesheng, stellvertretender Leiter des Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung, sagt uns:
"Ich bin zwischen 1985 und 1987 zum Forschungsaufenthalt in Deutschland gewesen. Mein erster Eindruck damals war, dass Deutschland tatsächlich eine große Forschungsnation ist. Im Vergleich zu Deutschland hat China in vielen Bereichen noch großen Aufholbedarf. Nach meiner Rückkehr habe ich an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen gearbeitet. Ich arbeite auch sehr viel mit internationalen Wissenschaftlern zusammen. Ich hoffe, dass ich mehr für den Austausch zwischen Wissenschaftlern beider Länder tun kann."
Auch mit Sun Jinsong, Lehrerin der Zentralen Schule der KP Chinas, die ebenfalls einen Deutschlandaufenthalt hinter sich hat, sprachen unsere Journalisten:
"In Deutschland habe ich mich mit den Theorien von Karl Marx befasst. Da Deutschland die Heimat von Marx ist, wollte ich den großen Mann und seine Theorien vor Ort näher kennen lernen. Anschließend konnte ich das in Deutschland Gelernte besser mit meiner Lehrpraxis in China verbinden."
Tang Yi, Geschäftsführer der deutschen Firma Zollern Tianjin Machinery in Tianjin, ist stolz, dass er und sein Vater beide in Deutschland studiert haben:
"In den 50er Jahren wurde mein Vater zum Studium nach Deutschland geschickt. Anschließend widmete er sich viele Jahre dem wissenschaftlichen Austausch mit Deutschland und der Diplomatie. Ich selbst reiste Ende der 80er Jahre als Selbstzahler zum Studium nach Deutschland. 1997 bin ich zurückgekommen. Nun arbeite ich für eine deutsche Firma. Ich möchte auch gern eine Brücke zwischen Wirtschaft und Kultur beider Länder sein."
Professor Li Xiaoxin hat 1986 an der Universität Essen promoviert. Die ehemalige Stipendiatin des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung ist inzwischen eine bekannte Augenärztin und zugleich stellvertretende Präsidentin des Renmin-Krankenhauses in Beijing. Was hat sie während ihres Deutschlandaufenthaltes am stärksten beeindruckt?
"Am tiefsten beeindruckt war ich von den innovativen Gedanken der Deutschen in Wissenschaft und Forschung. Genau dies ist unsere Schwachstelle. Ich bin dankbar, dass ich eine derartige Ausbildung in Deutschland erhalten habe und dass meine persönliche Karriere davon stark profitiert hat."
Von den ersten Pionieren, die an einem Apriltag 1876 zum Studium in Berlin eintrafen, kann man eine Linie ziehen, die bis zu den heute 25.000 chinesischen Studenten in Deutschland reicht. Die Chinesen stellen die größte Gruppe ausländischer Studenten in Deutschland. Und nach Abschluss ihres Studiums werden die meisten von ihnen wie ihre Vorfahren nach China zurückkehren und das in Deutschland erworbene Wissen sowie die Verbindung mit Deutschland in die Entwicklung Chinas einbringen.
Die stellvertretende Präsidentin der Chinesischen Gesellschaft für Wissenschaft und Technik und ehemalige stellvertretende Bildungsministerin, Wei Yu, hat von 1979 bis 1981 an der Technischen Universität Aachen promoviert. Auch sie nahm an der Zeremonie teil.
"Wir gehören bereits der Vergangenheit an. Unsere Hoffnung liegt in der Zukunft. Nun ist es höchste Zeit, noch mehr junge Chinesen zum Studium und zu Forschungsaufenthalten im Ausland zu ermutigen. Dabei brauchen sie sich nicht in unserem alten Modell einschränken zu lassen. Die Jugendlichen von heute müssen die Welt da draußen besser kennen lernen und es zu etwas bringen, die Zukunft Chinas liegt in ihren Händen."
http://german.cri.cn/401/2006/12/22/1@64176.htm