Seit etwa 25 Jahren hat sich der Austausch zwischen China und Deutschland im Bereich Hochschulbildung schnell entwickelt. 1974 begann die VR China, die ersten chinesischen Studenten nach Deutschland zu schicken. Heute studieren über 25.000 chinesische Studenten in Deutschland, während mehr als 1.200 deutsche Studenten an chinesischen Universitäten studieren. Bei den deutschen Studenten ist, wie überhaupt bei ausländischen Studenten, ein starkes Interesse an China und auch an der chinesischen Sprache entbrannt, wie wir es kürzlich im chinesisch-deutschen Wissenschaftszentrum in Beijing erleben durften.
In dem chinesisch-deutschen Wissenschaftszentrum herrschte eine heitere Stimmung. Über 100 deutsche Studenten versammelten sich hier und trafen sich wohlgelaunt mit Vertretern der deutschen Botschaft und mit ihren Stipendienanbietern, dem Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD und China Scholarship Councils CSC. Unter den Studenten waren Jahresstipendiaten, Teilstipendiaten des CSC, Teilnehmer des RWTH-Tsinghua Kooperationsprogramms und Teilnehmer des DAAD-Programms "Sprache und Praxis in China". Für sie alle fand diese große Einführungsveranstaltung zum baldigen Studienaufenthalt in China statt.
Auf der Veranstaltung ging Frau Meng Li vom China Scholarship Council CSC auf die Betreuungseinrichtungen und Servicestellen für ausländische Studenten in China sowie auch auf Fragen bezüglich der studentischen Krankenversicherung ein. Vor den jungen Leuten aus Deutschland sagt sie:
"Ihre Lehrer und die Büros für Auslandsstudenten an den verschiedenen chinesischen Universitäten werden auf Ihr Studium und Ihr Leben aufpassen. Aber bitte bleiben Sie nicht nur in Ihrem Campus und konzentrieren Sie sich nicht nur auf das Compusleben. China ist ein großes Land mit zahlreichen interessanten Landschaften und Orten. Die Kultur, die Geschichte und die Leute hier warten auf Sie. Wichtig ist es für Sie, dass Sie so oft wie möglich das Campusgelände verlassen, auszugehen und sich unters Volk mischen. Das bunte Leben draußen in China sollten Sie genießen."
Die meisten Studenten werden ein halbes Jahr oder ein Jahr in China studieren. Manche möchten allerdings auch länger bleiben. Der 25-jähige Martin Weller hat in Bamberg europäische Wirtschaft studiert und bis jetzt noch keinen Kontakt mit China gehabt. In Kürze wird er an der Liaoning Normal University ein Jahr lang Chinesisch studieren. Später möchte er gern einen Masterstudiengang irgendwo in China machen. Mit ihm sprachen wir in einer Zwischenpause:
Journalistin: "Sie sind Teilstipendiat von der CSC. War es schwierig, über diese Stelle ein Stipendium zu erhalten?"
Weller: "Ich hatte wahrscheinlich auch Glück, weil sich bei uns in diesem Jahr nicht so viele wie sonst beworben haben. Ich würde sagen, es ist nicht schwierig. Aber man muss doch viel Zeit aufwenden, um alle nötigen Unterlagen zusammenzusuchen."
J: "Warum haben Sie sich für ein Studium in China entschieden?"
W: "China reizt mich als Land sehr. Die Landschaft, die Leute, die Kultur und das alles wollte ich aus erster Hand erleben. Ich dachte, es ist besser, als Student dorthin zu gehen. Dann lernt man auch junge Leute kennen und man hat mehr Freiheit und auch mehr Zeit, um wirklich das Land zu erleben. Das ist besser, als wenn ich nur ein kurzes Praktikum in China machen würde."
J: "Denken Sie auch, dass ein Studium in China künftig Ihrer Karriere ein bisschen zugute kommen könnte?"
W: "Das auf alle Fälle. Ich spreche bis jetzt Englisch, Spanisch und Französisch. Das ist mittlerweile gar nichts Besonderes mehr. Und Chinesisch wird, wenn man es spricht, auf jeden Fall helfen. Das ist gefragt in Deutschland."
Für viele, wie auch für den jungen Martin Weller, ist dies der erste Aufenthalt in China. Man darf aber auch davon ausgehen, dass es für viele bestimmt nicht der letzte Chinaaufenthalt sein wird, zumal das in allen Bereichen aufstrebende Land und die bevorstehenden Olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing eine magnetische Kraft auf die deutschen Studenten ausüben.
Katharina Massing, 22 Jahre alt, studiert an der FU Berlin Sinologie und ostasiatische Kunstgeschichte. Sie wird bald ihr Studium an der Xiamen-Universität beginnen. Sie sagt uns:
"Ich komme aus Berlin und habe mich für ein China-Studium entschieden, weil ich die Sprache und das Land interessant finde. Ich war vor zwei Jahren schon einmal drei Wochen in China, in Hongkong, Sichuan und Beijing."
Johannes Cyrus studiert seit einem Jahr in der Ningbo-Universität chinesische Sprache als Zusatz zu seinem Sinologie-Studium, das er in Hamburg absolvierte. Er ist im ersten Jahr als Vollstipendiat des DAAD und des CSC in China gewesen und hat nun ein Teilstipendium des CSC bekommen. Gegenüber uns sagt er:
"Der Aufenthalt in China ist für mich großartig. Das Studium an der Ningbo-Universität ist für mich sehr aufschlussreich und sehr interessant. Es ist jedenfalls ein großer Gewinn für mein Studium der Sinologie."
Die Studenten aus Deutschland kommen vor allem aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaft. Es sind aber Jurastudenten dabei und Studierende aus allen möglichen Bereichen, die sich jetzt für ein Studium in China interessieren und die chinesische Sprache lernen wollen, um ihren Horizont zu erweitern. Julie Tomaszewski ist auch eine davon. Sie wird ab September an der Renmin Universität in Beijing studieren.
"Mein Name ist Julie Tomaszewski und komme von der Universität Duisburg. Ich bin jetzt hier über ein Teilstipendium vom DAAD und dem Chinese Scholarship Council. Ich studiere Ostasienwissenschaften in Duisburg. Ich wollte immer irgendwas studieren, was mir Spaß macht. Meiner Meinung nach ist das Voraussetzung dafür, dass man gut beim Studium abschneidet. Ob sich das jetzt so entwickelt, dass man später einen guten Arbeitsplatz bekommt, das steht allerdings in den Sternen."
Für Julie Tomaszewski ist das Studium in Beijing bereits der dritte längere Aufenthalt in China.
"Ich war vorher schon einmal zehn Monate in China in der Nähe von Qingdao, in einer ganz kleinen Stadt, die sich Rushan nennt. Da habe ich unterrichtet und Chinesich-Unterricht bekommen. Dann habe ich ein Praktikum in einer deutschen Firma für drei Monate in Beijing gemacht."
Angesichts der international zunehmenden Bedeutung Chinas und seiner Einbindung in die internationalen Märkte sehen viele deutsche Studenten, dass ein Studium in China und das Kennenlernen des Landes und der chinesischen Kultur einen großen Vorteil verschaffen kann. Darauf wies auch Stefan Hase-Bergen, Leiter der Akademischen Prüfstelle (APS) bei der deutschen Botschaft, auf der Veranstaltung hin:
"Chinesische und deutsche Studenten haben heutzutage sicher vorrangig ein Interesse, nämlich durch das Studium in Deutschland beziehungsweise in China Kenntnisse und Qualifikationen zu erwerben, die später vor allem bei der Berufssuche oder bei der Berufsausübung von Vorteil sind. Darüber hinaus verfolgen sie selbstverständlich auch persönliche Wünsche und Interessen, denn sie möchten unter anderem die Kulturen des jeweiligen anderen Landes kennen lernen."