Am 30. März 2009 nahm Prof. Zhou Jialun, Senatspräsident der Tongji-Universität, auf Einladung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der FU Berlin an einer Konferenz an der FU Berlin zum Auftakt des Chinesisch-Deutschen Jahres der Wissenschaft und Bildung 2009/10 teil und hielt ein keynote speech zum Thema „Die Stärken der Forschung und Bildung in China“.
„Der Umfang der Hochschulbildung in China baut sich zunehmend aus. Die Struktur der Hochschullandschaft wird ständig optimiert. Die Sparten der Studiengänge vervollständigen sich allmählich. Und China hat sich in der Tat zu einem großen Hochschulbildungsland entwickelt....Die chinesischen Hochschulen und Forschungsinstitute sind bereits Hauptakteure der Wissensinnovation und die Basis für die Ausbildung von innovativen Fachkräften geworden. Sie spielen eine wichtige Quellenfunktion in der Zusammenarbeit zwischen Produktion, Lehre und Forschung....Die chinesischen Hochschulen sind sowohl die wichtigen Förderer der Wirtschaftsentwicklung als auch die wichtigen Akteure beim Aufbau von Innovationskulturen in der Gesellschaft”, so Zhou. Am Beispiel der Tongji-Universität unterstrich Zhou, dass die Universität die räumlich nahestehenden und funktional miteinander verbundenen Diszplinen integriert und zwei Disziplincluster geschaffen hat, die weltweit an der wissenschaftlichen Front stehen und in China führend sind. Die Tongji-Universität knüpfe dabei ihre Disziplinketten an die Industrieketten an und trage damit zur regionalen Entwicklung bei und strebe die integrative und interaktive Entwicklung von Hochschulcampus, Wissenschaftsparks und öffentlichen Nachbarschaften an. Nach Zhou tragen die Hochschulen zur Gesellschaft nicht nur mit ihren sichtbaren Hard Power wie Technik oder Patente bei, sondern auch mit ihren unsichtbaren Soft Power wie Kultur, Kunst und Humangeist. Daher habe die Tongji-Universität z.B. in den Großprojekten wie Expo 2010 und Planung der Öko-Insel Chongming Intelligenz-Unterstützung gewährt und leiste damit einen Beitrag zur Gestaltung der harmonischen Stadt und zum Energiesparen und zur Reduktion von Emissionen. Zum Schluss hatte Zhou vorgestellt, dass die Tongji-Universität zum 100. Todestag von Erich Paulun in diesem Jahr in China und auch in Deutschland Gedenkfeiern veranstalten werde, um des Uni-Gründers zu gedenken. Damit hoffe man, dass durch diese Veranstaltungen der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen der Tongji-Universität und den deutschen Hochschulen ausgebaut werden könnten.
Laut Information wurde das Chinesisch-Deutsche Jahr der Wissenschaft und Bildung 2009/10 von dem Minister Chinas für Wissenschaft und Technologie Prof. Dr. Wan Gang und der Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan initiiert und es hat zum Ziel, die chinesisch-deutsche Kooperation auf höherer Ebene im Bildungs- und Forschungsbereich zu verstärken und voranzutreiben. Auf der Auftaktkonferenz hatten Annette Schavan, Wan Gang, Chen Xiaoya, die Vize-Ministerin Chinas für Bildung, und Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der FU Berlin jeweils in ihren Ansprachen die Eröffnung des Chinesisch-Deutschen Jahres der Wissenschaft und Bildung begrüßt. In der anschließenden Keynote-speech-Runde sprachen neben Zhou Prof. Dr. Erich Thies, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, über die Exzellenz- und Qualitätsentwicklung in der Sekundarstufe durch die chinesisch-deutsche Kooperation und Prof. Dr. Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrats, über die Stärken Deutschlands in Bildung und Forschung. An der Auftaktkonferenz nahmen übrigens von der chinesischen und deutschen Seite jeweils mehr als 10 Hochschulvertreter teil.
Anlage:
Die Stärken der Forschung und Bildung in China
--- Rede von Prof. Zhou Jialun, Senatspräsident der Tongji-Universität, auf der Auftaktkonferenz zum Chinesisch-Deutschen Jahr der Wissenschaft und Bildung 2009/10 am 30. März 2009 in Berlin, Bundesrepublik Deutschland
Sehr geehrte Frau Ministerin Annette Schavan,
sehr geeherter Herr Minister Wan Gang,
sehr geehrte Frau Vize-Ministerin Chen Xiaoya,
sehr geehrter Herr Präsident Dieter Lenzen,
meine Damen und Herren,
heute findet hier in Berlin die Auftaktkonferenz zum Chinesisch-Deutschen Jahr der Wissenschaft und Bildung statt. Dass die ranghohen Vertreter von Wissenschaft und Technologie sowie Bildung aus beiden Ländern an dieser Konferenz teilnehmen, zeigt deutlich, dass beide Länder die prioritäre Stellung der Wissenschaft und Technologie sowie Bildung in der Landesentwicklung hochschätzen. Ich bin tief davon überzeugt, dass das Chinesisch-Deutsche Jahr der Wissenschaft und Bildung unsere Kooperation auf höherer Ebene auf diesen Feldern weiter vorantreiben wird. Zur Zeit arbeiten die chinesischen Hochschulen daran, ihr Profil zu stärken, die Hochschulbetriebsqualität zu verbessern und das Hochschulbetriebsniveau zu erhöhen. Ich möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit die Stärken der Forschung und Bildung in China darstellen.
I. Der Umfang der Hochschulbildung in China baut sich zunehmend aus. Die Struktur der Hochschullandschaft wird ständig optimiert. Die Sparten der Studiengänge vervollständigen sich allmählich. Und China hat sich in der Tat zu einem großen Hochschulbildungsland entwickelt.
Die Hochschulbildung in China hat eine lange Geschichte. Bereits in der Xia-Dynastie, etwa 2000 Jahre vor Christo, gab es bereits die Bildungseinrichtung wie Dongxu und Xixu. Die waren die ersten Formen der Grund- und Hochschulen Chinas. Durch die weitere Entwicklung sind auch weitere Hochschulbildungstraditionen hinzugekommen. Seit der Reform und Öffnung erlebt die Hochschulbildung in China eine historische sprunghafte Entwicklung. Mit seinem weltweit größten Umfang ist China in der Tat ein großes Hochschulbildungsland geworden. Hier nenne ich ein paar Daten: Im Jahre 1998 betrug die gesamte Studentenzahl Chinas (Bachelor-Studenten und FH-Studenten) 1,08 Mio., das entsprach einer Hochschulzugangsquote von 6,8%; im Jahre 2007 betrug die gesamte Studentenzahl 5,66 Mio., das war mehr als das Vierfache im Vergleich zu 1998, und die Hochschulzugangsquote erreichte damit 23%. In diesen kurzen 10 Jahren hat sich die Hochschulbildung in China von der Elitenbildung zur Massenbildung entwickelt. Dadurch wird das zunehmende Bildungsbedarf der Bürger gedeckt.
Die Struktur der Hochschullandschaft Chinas wird auch ständig optimiert und die Sparten der Studiengänge werden immer vollständiger. Durch die Reform des Hochschulverwaltungssystems ist die regionale Verteilung der Hochschulen in China rationaler geworden. Der Spielraum für den Hochschulbetrieb wird erheblich erweitert. Die Integration und Interaktion zwischen der Hochschulbildung und der regionalen Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung werden immer enger. Mit der Orientierung an dem staatlichen Innovationssystem und der staatlichen Entwicklungsplanung werden die Struktur und die Kapazität der Studiengänge an den Hochschulen vervollständigt und verbessert.
In den letzten Jahren hat China mit dem „211-Projekt“ und „985-Projekt“ den Aufbau von Hochstandard-Universitäten und Schlüssel-Disziplinen umfassend vorangetrieben. Das „211-Projekt“ zielt mit prioritärer Mittelzuweisung auf die selektive Förderung von Schlüsselprojekten an Hochschulen. In diesem Rahmen wurden 101 Hochschulen und 602 Schlüssel-Disziplinen gefördert. Das „985-Projekt“ baut auf dem „211-Projekt“ auf und hat 39 forschungsorientierte Hochstandard-Volluniversitäten ausgewählt. Das Kernziel besteht in der Schaffung von weltweit erstklassigen Universitäten und Disziplinen. Die Leitidee dieser Projekte ist identisch mit der der Exzellenzinitiative in Deutschland. Durch diese Förderprojekte haben die forschungsorientierten Hochstandard-Universitäten Chinas ihre Fähigkeiten verbessert, innovative Fachkräfte auszubilden, wissenschaftlich-technische Innovation zu betreiben und für die Gesellschaft Dienstleistungen anzubieten. Man kann sagen, dass China zur Zeit von einem großen Hochschulbildungsland zu einer Hochschulbildungs-Großmacht schreitet.
II. Die chinesischen Hochschulen und Forschungsinstitute sind bereits Hauptakteure der Wissensinnovation und die Basis für die Ausbildung von innovativen Fachkräften geworden. Sie spielen eine wichtige Quellenfunktion in der Zusammenarbeit zwischen Produktion, Lehre und Forschung.
In den letzten Jahren haben sich die Forschungsergebnisse der chinesischen Hochschulen und Forschungsinstitute quantitativ und qualitativ erheblich verbessert. Die Anzahl der wissenschaftlichen Beiträge der chinesischen Forscher, die in die SCI-Datenbank aufgenommen worden sind, steigen rasch an und verdoppeln sich etwa alle 5 Jahre. Laut der jüngsten Statistik steigen die Anzahl der von chinesischen Autoren (vom Festland) veröffentlichten Beiträgen von 13.000 im Jahre 1991 auf 170.000 im Jahre 2006 und dies steht nun weltweit an der zweiten Stelle. Zugleich haben sich hochqualitative wissenschaftliche Beiträge erheblich vermehrt und die Namen der chinesischen Forscher kommen oft in berühmten wissenschaftlichen Zeitschriften vor.
Außerdem stellen die chinesischen Hochschulen und Forschungsinstitute im Aufbau des innovationsorientierten Landes und in dem Umwandlungsprozess Chinas von einem großen Humanressourcen-Land zu einer Humanressourcen-Großmacht die Intelligenz-Sicherung dar. Sie sind die Basis für die Ausbildung von innovativen Fachkräften. Wie Sie alle wissen, stehen die innovativen hochqualifizierten Fachkräfte an der vorderen Front der Wissenschaften weltweit. Sie beherrschen die wichtigen Forschungsrichtungen und haben eine Menge Forschungsergebnisse produziert und machen die Hochschulen und Forschungsinstitute zur wichtigen Quelle der primären Innovation.
Die Forschungsfähigkeit der Hochschulen und Forschungsinstitute sind gestärkt und ihr Beitrag für die Gesellschaft wird immer größer. Im Jahre 2007 betrugen die Patente von den Hochschulen 15.000, das war 40% mehr als im Jahr 2006. In den Hochschulpatenten dominieren die Erfindungspatente und sie machen 70% der Patentanträge aus. Die Fähigkeit der Hochschulen und Forschungsinstitute zum Techniktransfer wird weiter verbessert. Im Jahre 2006 belief sich das Handelsvolumen des Techniktransfers der Hochschulen und Forschungsinstitute auf über 20 Mrd. RMB. Dies stimuliert die Hochschulen zur verstärkten Wertschätzung von Grundlagenforschung. Im Jahre 2007 machten die Forschungsmittel für Grundlagenforschung der Hochschulen bereits die Hälfte der gesamten Forschungsmittel landesweit aus. Wichtige Durchbrüche in der Grundlagenforschung bringen große technische Innovation mit sich, fördern den Wandel Chinas zum Hochstandard der globalen Werteketten und schaffen wissenschaftliche Basis zur Lösung der Ressourcen- und Umweltengpässe und zur Sicherung der Ernäherung und Gesundheit der Bevölkerung.
III. Die chinesischen Hochschulen sind sowohl die wichtigen Förderer der Wirtschaftsentwicklung als auch die wichtigen Akteure beim Aufbau von Innovationskulturen in der Gesellschaft.
Die Hochschulen haben mit Hilfe von ihren Wissensstärken die Entwicklung von Industrien vorangetrieben und auch geführt. Dies zeigt auch die Doppelfunktion der Hochschulen, nämlich ihre Zentripetalkraft und Strahlungskraft. Vor allem die erstklassigen forschungsorientierten Hochschulen besitzen solchen Wissens-Spillover-Effekt. Daher bildet sich in der Regel in der Raumverteilung eine Konzentration von Sektoren um die Universität herum. Silicon Valley in den USA, oder Cambridge in Großbritannien oder auch Tsukuba in Japan sind geprägt von der engen Verbindung zwischen Hochschulen und Gesellschaft. Auch in China sind die Hochschulen zunehmend Förderer der regionalen Wirtschaftsentwicklung geworden.
Die Tongji-Universität hat zum Beispiel die räumlich nahestehenden und funktional miteinander verbundenen Diszplinen integriert und hat zwei Disziplincluster geschaffen, die weltweit an der wissenschaftlichen Front stehen und in China führend sind. Die Tongji-Universität knüpft dabei ihre Disziplinketten an die Industrieketten an und trägt damit zur regionalen Entwicklung bei und strebt die integrative und interaktive Entwicklung von Hochschulcampus, Wissenschaftsparks und öffentlichen Nachbarschaften. Im Bereich des Siping-Campus ist das Disziplincluster „Städtebau und Katastrophenschutz“ entstanden, bestehend aus den Fächern wie Bauingenieurwesen, Stadtplanung, Architektur und Umwelt etc.. Dieses Cluster zieht zahlreiche Unternehmen aus den Sektoren für architektonisches Design und Städtebau an, sich um den Campus herum konzentriert niederzulassen, und damit ist ein Wissenswirtschaftskreis ringsum die Tongji entstanden. Im Jahre 2008 gab es in diesem Kreis mehr als 2000 größere Unternehmen mit einem Jahresproduktionswert von 10,2 Mrd. RMB. Im Bereich des Jiading-Campus ist dann ein Disziplincluster „moderne Anlagenherstellung“ entstanden, bestehend aus den Fächern wie Fahrzeugbau, Schienenverkehr, Maschinenbau, Elekronik und Informationstechnik etc.. Um dieses Cluster herum sind wiederum sehr viele multinationale Unternehmen und chinesische berühmte Unternehmen anzutreffen. Die Tongji-Universität hat zum Beispiel den ersten Ground Transportation Wind Tunnel (Grundtransport-Windtunnel) in China geschaffen und mit den betreffenden Unternehmen gemeinsam die Versuchslinie des Schienenverkehrs aufgebaut. Diese große wissenschaftliche Forschungsplattform hat die Entwicklung der Automobilindustrie und Schienenverkehrsindustrie kräftig unterstützt. Wichtig zu erwähnen sei, dass solche Phänomene bei relativ vielen chinesischen Hochschulen anzutreffen sind.
Die Hochschulen tragen zur Gesellschaft nicht nur mit ihren sichtbaren Hard Power wie Technik oder Patente bei, sondern auch mit ihren unsichtbaren Soft Power wie Kultur, Kunst und Humangeist. Die Hochschulen unterstützen die regionale Wirtschaftsentwicklung nicht nur mit ihrem Wissen und Fachkräften, sondern sie fungieren auch als wichtige Basis der Kulturinnovation. Sie sind das seelische Symbol und die geistige Repräsentation einer Region oder einer Stadt. In den Großprojekten wie Expo 2010 und Planung der Öko-Insel Chongming hat zum Beispiel die Tongji-Universität Intelligenz-Unterstützung gewährt und leistet damit einen Beitrag zur Gestaltung der harmonischen Stadt und zum Energiesparen und zur Reduktion von Emissionen.
Der gesellschaftlichen Entwicklung zu dienen, ist die Mission und Verantwortung der Hochschulen. Die verschiedenartigen Kooperationen zwischen den chinesischen und deutschen Hochschulen haben vorbildhaft die gesellschaftliche Entwicklung in beiden Ländern kräftig vorangetrieben. Die Grundsätze „Einheit von Forschung und Lehre“ sowie „Freiheit von Forschung und Lehre“, die der Hochschulbildungsreformer Wilhelm von Humboldt aufgestellt hat, findet gerade bei den chinesischen Hochschulen große Zustimmung und Anerkennung.
Die Anfang letzten Jahrhunderts gegründete Tongji-Universität ist ein Augenzeuge und ein Ergebnis des Kulturaustauschs zwischen Ost und West. Im Jahre 1907 hatte der deutsche Arzt namens Erich Paulun die Deutsche Medizinische Schule in Shanghai gegründet. Die Vorstände gaben der Schule den Namen „Tongji“ mit der Hoffnung, mit Hilfe der modernen Medizin dem Wohle der Menschheit zu dienen. Nach mehr als 100 Jahren ist die heutige Tongji-Universität das Fenster des freundschaftlichen Austauschs zwischen China und Deutschland und Praktiker der chinesisch-deutschen Bildungskooperation. Vom Institut für Deutschlandstudien bis zum Deutschkolleg oder Fachdeutschzentrum, vom CDHK, das erste große Kooperationsprojekt zwischen der chinesischen und deutschen Regierung im Bildungssektor, bis zur CDHAW, die erstklassige Techniker und Managementkräfte ausbildet, an diesen Institutionen und Projekten ist es klar ersichtlich, dass ein komplettes System für den Austausch und die Zusammenarbeit mit Deutschland bereits an der Tongji-Universität etabliert ist. Im 100. Jubiläumsjahr 2007 war Bundespräsident Horst Köhler zu Besuch an der Tongji-Universität und hatte die Statue von Erich Paulun enthüllt. Zum 100. Todestag von Erich Paulun werden wir in diesem Jahr in China und auch in Deutschland Gedenkfeiern veranstalten, um unseres Uni-Gründers und der wichtigen Persönlichkeit, die großen Beitrag in der Förderung der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit geleistet hat, zu gedenken. Wir hoffen, dass durch diese Veranstaltungen der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen der Tongji-Universität und den deutschen Hochschulen ausgebaut werden können.
Zum Schluss wünsche ich den chinesischen und deutschen Hochschulen immer mehr Erfolg in der Zukunft.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!