Am 8. Oktober fanden im Yifu-Gebäude des Siping-Campus der Tongji-Universität Vorträge des bekannten Schriftstellers Jia Pingwasowie der Professoren Chen Sihe (Fudan-Universität) und Sun Zhouxing (Tongji-Universität) über die Literatur statt. Vor der Veranstaltung traf sich Lei Xinghui, Vizepräsident der Tongji-Universität, mit Jia Pingwa und Chen Sihe. Lei Xinghui, Verantwortliche von dem Kolleg der Geisteswissenschaften sowie mehr als 500 Studenten und Dozenten nahmen an der Veranstaltung teil, die vom Kolleg der Geisteswissenschaften organisiert wurde.
Lei Xinghui hieß in der Rede Jia Pingwa herzlich willkommen und stellte die Geisteswissenschaften der Tongji-Universität mit einer langjährigen Geschichte und vielen hervorragenden Alumnis vor.
Am Anfang der Vorträge verglich Chen Sihe die Tongji-Universität mit dem Meer, die Fudan-Universität mit der Sonne und Jia Pingwa mit einem Berg. Die Szenerie vor Ort – repräsentiert durch die drei Gäste – gliche damit einer schönen chinesischen Landschaft. In angeregter Atmosphäre erläuterte Jia Pingwa den engen Zusammenhang zwischen seinen Werken und den Gebirgen. Seine Literatur sei immer aus einem starken Interesse an den Dingen heraus entstanden, viele Szenen seien von seinen Erfahrungen im heimatlichen Qinling-Gebirge beeinflusst. Die Handlung in seinem neuesten Werk spiele im Gebirge, es gehe um das Leben der Menschen in den Bergen. Näher ging Jia Pingwa auf die Kultur und insbesondere die Malerei aus dem Westen ein und beschrieb die Einflüsse durch die traditionellen chinesischen Opern auf sein Werk seit dem Beginn der 1980er Jahre. Sun Zhouxing vertrat die Ansicht, dass in Jias literarischen Werken ein ursprüngliches, geheimnisvolles Gefühl bewahrt bleibe, das an die agrarisch geprägte Gesellschaft erinnere und sich bei den Lesern der Gegenwart, die geprägt sei durch Industrialisierung und Kommerzialisierung höchster Wertschätzung erfreue. Mit Bezug auf seine eigene Erfahrung, die zurückgeht auf die Lektüre des zu Anfang der 1990er Jahre veröffentlichten Romans Feidu (Verkommene Hauptstadt), merkte Sun an, dass dieses Werk starke Bezüge zur Philosophie besitze und in der Erzählung Gemeinsamkeiten mit der westlichen Philosophie erkennbar würden. Chen Sihe wies darauf hin, dass Jia Pingwa mit Feidu einen Wendepunkt seines Schaffens in den 1990er Jahren eingeleitet und sich von in seinen Werken bis dahin vorherrschenden Themen wie Ehrlichkeit, Güte und Schönheit verabschiedet habe. Stattdessen habe er den Leser auf schonungslose Weise mit der Wahrheit konfrontiert und existentielle Probleme der Menschheit in den Mittelpunkt gerückt. Jia Pingwa machte deutlich, dass er wegen des umstrittenen Buches Feidu immer wieder angegriffen worden sei. Der Roman stehe für seine Leidenschaftlichkeit vor mehr als vierzig Jahren, nach der er sich zurücksehne. In Feidu seien Stilmittel der klassischen chinesischen Romane wie z.B. Traum der Roten Kammer verwendet worden, etwa als es darum ging, das Alltägliche zu beschreiben und der Natur zu einem Ausdruck zu verhelfen. Mit diesem Werk habe sich sein literarischer Stil verändert. Es gehe ihm nicht mehr um Geschichte und Handlungen, die Zeit der großen Erzählungen sei vorbei.
Im Anschluss an die Vorträge kam es zu einer lebhaften Diskussion mit den Studenten, in der abweichende wissenschaftliche Meinungen ebenso zum Ausduck kamen wie ein tiefes Verständnis seitens des Autoren für die Angehörigen der jüngeren Generation.
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